Skudden sind selten. Nach wie vor stehen sie auf der Roten Liste der bedrohten Nutztierrassen. |
Ja, unsere Rasenmäher sind sensible Wesen. Und Luxusmodelle obendrein, denn sie haben Allradantrieb. Oder zumindest so etwas ähnliches. Es handelt sich nämlich um vierbeinige Rasenmäher, auch unter dem Sammelbegriff Schafe bekannt.
Wir haben zwar auch zwei Ziegen und vier Ponys, aber die sind allesamt als Rasenmäher nicht zu gebrauchen. Die Pferde halten zwar das Gras halbwegs kurz, aber leider hinterlassen sie den Rasen so struppig, als hätte man ihn mit stumpfen Messern gemäht. Die Ziegen ihrerseits verschmähen das saftig grüne Gras und machen sich stattdessen lieber über die frischen Triebe sämtlicher Bäume her. Schafe hingegen, so hieß es, würden das Gras akkurat abfressen und sich deshalb mit den Pferden gut ergänzen. Die einen sorgen als Rasenmäher für den Grobschnitt, die anderen für den Feinschnitt.
Typisch für unsere Gegend sind die schwarzen gehörnten Heidschnucken, aber wir wollten lieber Tiere einer etwas kleinere Rasse haben, die sich leichter handhaben haben (zum Beispiel beim Einfangen, wenn sie mal ausgebüchst sind). Und sie sollten schöne weiche, weiße Wolle haben. Heidschnuckenwolle ist leider ziemlich grob und grau. Tagelang lasen wir im Internet über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Schafrassen. Dann war die Entscheidung gefallen: Skudden sollten es sein – eine alte nordische Schafrasse, und die kleinste hierzulande bekannteste obendrein. Die Widerristhöhe der Böcke beträgt durchschnittlich 55 bis 60 cm (bei einem Lebendgewicht von 35 bis 50 kg), die der Zibben 45 bis 50 cm (bei 25 bis 40 kg Lebendgewicht). Wir haben uns für drei Mädchen entschieden, die im März geboren und jetzt fast ausgewachsen sind. Da traf es sich gut, dass im Tiermarkt des hiesigen Anzeigenblattes gerade junge Skudden angeboten wurden.
Die Skudde ist ein robustes, genügsames Schaf, das sich mit mageren Weiden zufrieden gibt, also ideal für unsere staubtrockenen Sandböden ist. Sie gilt, was das Futter betrifft, als wenig wählerisch und frisst auch Brennnesseln, Disteln und Ampfer – und den Efeu von der Hauswand, wie wir inzwischen entsetzt feststellen mussten. Das Winterfutter besteht weitestgehend aus Heu. Kraftfutter muss nicht zugefüttert werden. Dank ihrer perfekt isolierenden Wolle können Skudden ganzjährig im Freien gehalten werden, brauchen nur einen offenen Unterstand, der sie vor Dauerregen und Schneetreiben schützt.
Skudden wären nach dem Zweiten Weltkrieg beinahe ausgestorben. Das ist zum Glück buchstäblich in letzter Minute verhindert worden. Dennoch steht diese Schafrasse nach wie vor auf der Roten Liste der bedrohten Nutztierrassen. Wir würden also noch ein gutes Werk tun, wenn wir uns irgendwann entscheiden würden, sie zu vermehren.
Die Autorin bei ihren drei kleinen Rasenmähern im Stall. |
Am vierten Tag liefen die Skudden abends schon allein zurück in den Stall.
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