|
Kein Bild aus alter Zeit, sondern eine aktuelle Aufnahme von heute Nachmittag: Die Autorin mit ihrem Oldtimer-Trecker und dem neuen Oldtimer-Wiesenmäher auf der Pferdeweide. |
Normalerweise interessiere ich mich nicht Fahrzeuge, Motoren und Maschinen. Aber ich liebe unseren kleinen, roten Trecker. Obwohl er schon 60 Jahre alt ist – er wurde 1953 im IHC-Werk in Neuss am Rhein gebaut –, springt er stets sofort an und verrichtet klaglos seine Arbeit. Seine 20 PS sind für unsere Zwecke völlig ausreichend. Er ist kompakt, leicht zu lenken, hat einen sehr ruhig laufenden Motor, und die Technik ist so einfach, dass auch wir Frauen sie halbwegs verstehen (Info für Trecker-Fans: Es handelt sich um einen IHC Farmall DED 3, wobei IHC für International Harvester Company und DED 3 für Deutscher Einheitsdiesel mit drei Zylindern steht). Der Amerikaner made in Germany ist ein gutmütiges Arbeitstier, das vor allem bei der Pflege unserer Pferdeweiden zum Einsatz kommt.
|
Glück gehabt: Der antike Grasmäher hätte keinen Zentimeter breiter sein dürfen, sonst hätte er nicht auf die Ladefläche unseres Pickup-Trucks gepasst. |
Schon seit Jahren suchen wir einen passenden Mähbalken für unseren Trecker. Die Halte- und Antriebsvorrichtung für dieses Anbauteil ist vorhanden, aber das Messer fehlt. Um funktionstüchtiges und bezahlbares Exemplar davon ausfzutreiben, muss man schon viel Glück haben. Wir hatten es bislang nicht. Das macht aber gar nichts, denn seit Sonntag sind wir stolze Besitzer eines Deering-Grasmähers. Ein Bauer aus einem Dorf bei uns in der Nähe hatte ihn als inseriert – sogar inklusive eines Ersatzmessers. Wir haben sofort bei ihm angerufen und den Kauf klar gemacht. Der Bauer hat den Oldtimer auf die Ladefläche unseres Pickup-Trucks gehievt. Zuhause haben wir dann zwei Bohlen an die Ladefläche angelegt, und den Grasmäher an unseren Trecker gehängt und ihn vom Wagen gezogen. Heute Nachmittag habe ich ihn ausprobiert und das überständige, verkrautete Gras gemäht. Das funktionierte prima.
|
Werbeanzeige für den Deering-Grasmäher.
Quelle: Stadtarchiv Löbau
|
Der Grasmäher, der seit den 1960er Jahren unbenutzt, aber trocken in der Scheune des Verkäufers stand, ist aus dem gleichen Stall wie unserer Trecker, nur noch viel älter. Deering Harvester hieß die Firma bis 1902, dann fusionierte das Familienunternehmen von James Deering mit der McCormick Company zur International Harvester Company, dem größten amerikanischen Landmaschinenkonzern. Heute firmiert das Unternehmen unter dem Namen Case IH und baut große, moderne Traktoren, die so viel Kosten wie eine Villa in bester Stadtlage.
Das genaue Baujahr des Grasmähers ist nicht bekannt, aber wahrscheinlich wurde er Ende der 1920er Jahre gebaut. Damals kam nämlich dieses Modell auf den Markt, das mit einem im Ölbad laufenden Getriebe ausgestattet ist, das die Bewegung der Räder auf das Mähwerk überträgt. Je schneller man fährt, um so schneller bewegt sich auch das Messer. Ursprünglich wurde unser Grasmäher von Pferden gezogen (deshalb auch der Sitz). Erst in der Nachkriegszeit bekam er eine für Trecker passende Zugöse angeschweißt.
Es ist ein schönes Gefühl, mit einem 60 Jahre alten Trecker und einem etwa rund 90 Jahre alten Grasmäher zu arbeiten, und ich freue mich, dass so alte Gerätschaften auch heute noch genauso gut funktionieren wie am ersten Tag.