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Nanu, wer liegt denn da im Gemüsebeet? |
Als ich heute Nachmittag meine beste Freundin in ihrem kleinen Gemüsegarten besuchte, dachte ich plötzlich, ich habe Halluzinationen:
"Was ist denn das da?"
"Na, siehst Du doch, ein Gartenzwerg."
"Ich dachte, ich habe mich verguckt.
Du hast Dir einen Gartenzwerg gekauft?"
"Ja, warum auch nicht? Ist der nicht süß?"
"Doch schon. Naja,
vielleicht nicht gerade süß, eher drollig. Ich war nur gerade etwas
entsetzt, als ich ihn hier zwischen den Beeten entdeckt habe. Waren wir
uns nicht immer einig, dass Gartenzwerge ziemlich kitschig und obendrein
das Symbol deutschen Spießertums ist?"
"Ja, früher dachte ich das auch, aber dann habe ich bei gelesen, dass sogar
Storl Zwerge in seinem Garten hat.
"Wie bitte, Storl hat Gartenzwerge?"
"Ja, Anfang Juli war ein großes Interview mit ihm in der
Welt. Ich habe es aufgehoben. Warte mal, ich hole es!"
Meine beste Freundin flitzt ins Haus und kommt wenig später mit der zusammengefalteten Zeitungsseite zurück. Wir setzen uns beide auf die Gartenbank, und meine beste Freundin liest mir die Passage aus dem Interview vor:
"
Sie haben Ihre Beete mit Zwergen dekoriert. Gibt es einen praktischen Grund dafür?
Gartenzwerge machen die Kräfte sichtbar, die im Garten wirken. Vor Jahren war ich bei
Beckmann eingeladen. Der fragte mich, warum glauben sie an Gartenzwerge, das ist doch spießig? Damals war ich ein höflicher Mensch und sagte nichts. Heute würde ich ihm sagen: Nur ein Spießer
stellt so eine Frage. Zwerge symbolisieren die Seele des Gartens. Durch
sie wird der Garten ein magischer Ort. Er ist mehr als bloß eine
Produktionsstätte."
Meine beste Freundin faltet die Zeitungsseite wieder zusammen: "Jetzt weißt Du, warum ich mir einen Gartenzwerg gekauft habe."
"Ja, ich habe es begriffen – und schon Freundschaft mit Deinem kleinen Kumpel geschlossen. Eigentlich passt er auch wirklich gut ins Gemüsebeet."