Mittwoch, 2. Oktober 2013

Tod eines Baumes

Gefällte Buche im Schooten bei Hösseringen.
Wenn ich dieses Foto betrachte, das ich im Schooten bei Hösseringen aufgenommen habe, kommt mir sogleich das altbekannte Gedicht von Eugen Roth (1895-1976) in den Sinn:
"Zu fällen einen schönen Baum
braucht's eine halbe Stunde kaum.
Zu wachsen, bis man ihn bewundert,
braucht er, bedenk es, ein Jahrhundert."

Diese Buche hat wahrscheinlich sogar noch mehr als ein Jahrhundert gebraucht, bis sie diesen stattlichem Stammdurchmesser erreicht hat. Nun liegt sie da und ist schon von Pilzen besiedelt. Warum wird das Holz nicht verwertet, damit der von Menschenhand herbeigeführte Tod des Baumes wenigstens nicht ganz sinnlos war?
Leider vergessen wir nur allzu leicht, dass Bäume Lebewesen sind wie wir. Nur weil sie anders aussehen, weil sie kein Gesicht haben, nehmen wir sie nicht als gleichberechtigte Lebewesen war.
Wer das wunderschöne Buch "Die Bäume meines Waldes" des deutschstämmigen amerikanischen Biologieprofessors Bernd Heinrich gelesen hat, weiß, dass Bäume auf ihre Art genauso intelligent sind wie wir. Sie können Schmerzen empfinden und sogar untereinander kommunizieren und gemeinsam Strategien entwickeln, um sich zum Beispiel gegen Schädlinge zu wehren.
Der libanesisch-amerikanische Dichter und Philosoph Khalil Gibran (1883-1931) hat einmal geschrieben: "Bäume sind Gedichte, die die Erde an den Himmel schreibt. Wir fällen sie nieder und verwandeln sie in Papier, um unsere Leere zu dokumentieren."
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

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