Mittwoch, 27. November 2013

Schlumbergera

Schade, dass ich vor zwei Jahren kein Foto von diesem Weihnachtskaktus gemacht habe, nachdem wir ihn, fast vertrocknet und ohne große Hoffnung, dass er sich jemals wieder erholen würde, bei uns aufgenommen hatten.
Wir hatten nur noch wenig Hoffnung, nahmen sie eher aus Mitleid mit. Andere hätten sie vielleicht gleich in die Mülltonne geworfen, aber uns tat sie Leid, die verkümmerte Pflanze. Das war im Sommer vor zwei Jahren. Wir halfen bei einer Wohnungsauflösung in der Verwandtschaft mit. Die alte Dame – sie ist inzwischen gestorben – sah sich nicht mehr in der Lage, alleine einen Haushalt zu führen und wollte deshalb freiwillig ins Altenheim umziehen. Für einige Pflanzen auf der Fensterbank im Wohnzimmer kam jede Rettung zu spät. Sie waren schon vertrocknet, nachdem sie offenbar wochenlang keinen Tropfen Wasser mehr bekommen hatten. Auch der Weihnachtskaktus sah nicht so aus, als würde er jemals wieder blühen, aber immerhin lebte er noch.
Sein neuer Standort wurde das Fensterbrett bei uns im kühlen Schlafzimmer. Dort überließen wir ihn weitgehend sich selbst. Zuvor hatten wir ihn einen größeren Topf mit frischer Erde spendiert. Natürlich bekam er regelmäßig zu trinken.
Als wir neulich, bevor der Frost kam, abends schnell noch alleTopf- und Kübelpflanzen, die den Sommer im Freien verbracht hatten, ins Haus holten, mussten wir für sie Platz schaffen, möglichst an einem der Fenster. Dabei gerieten wir ins Staunen: Der Weihnachtskaktus stand in voller Blüte uns sah so frisch und gesund aus, dass selbst wir kaum glauben mochten, dass es sich um dasselbe Exemplar handelte, was im Sommer 2011 beinahe eingegangen wäre.
Heute haben wir ihn ins Wohnzimmer geholt, wo er jetzt als lebende Weihnachtsdeko dient und mit dem Weihnachtsstern auf der Kommode um die Wette blüht.
Weihnachtskakteen sind herrlich altmodisch und erinnern mich immer an meine Kindheit in den 1970er Jahren. Damals waren diese im Winter so üppig blühenden Zimmerpflanzen so weit verbreitet wie die Yuccapalme, die vorzugsweise auf unbehandelten Kiefernholzregalen von IKEA thronte. Selbstverständlich besaß ich damals außer der obligatorischen Yuccapalme, einem superstachligen Kugelkaktus und einer ständig Blätter verlierenden Birkenfeige, besser bekannt unter der Bezeichnung Benjamini, auch einen Weihnachtskaktus. Dass der einen unglaublich lustigen botanischen Namen hat, wusste ich damals allerdings noch nicht. Schlumbergera – wie das schon klingt! Wer hat sich diesen Namen bloß ausgedacht?! Ich recherchiere im Internet und erfahre, dass die Pflanze nach dem französischen Kakteensammler und -züchter Frédéric Schlumberger benannt worden ist, der von 1823 bis 1893 lebte.
Wenn ich jemals ein Kinderbuch schreiben sollte, wird eine der Hauptfiguren Schlumbergera heißen.

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