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Die industrielle Landwirtschaft ist der größte Feind des Osterhasens. Foto: Birgit Petersen/KÖN |
Als ich am Montag mit dem Fahrrad unterwegs zu einem Termin war, sah ich ihn: den Osterhasen – oder einen seiner Verwandten. Er saß vor mir auf dem Weg und rührte sich nicht vom Fleck. Ich überlegte, ob er wohl so lange dort sitzen bleiben würde, bis ich die Kamera aus der Tasche geholt und ein Foto von ihm gemacht haben würde. Nein, wahrscheinlich würde er weglaufen, und so ließ ich die Kamera in der Tasche. Tatsächlich hoppelte er auch weg, als ich näher kam.
Gestern kam ich dann doch noch zu einem Osterhasenfoto – allerdings musste ich mich dafür gar nicht selbst auf die Lauer legen, sondern ich bekam es geliefert, und zwar zusammen mit einer Pressemitteilung des Kompetenzzentrums Ökolandbau Niedersachsen, kurz KÖN. "Der Osterhase ist in Gefahr" lautete die Überschrift. Aus aktuellem Anlass – schließlich ist demnächst Ostern – wird in der Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass
Lepus europeus, der wilde Feldhase, bedroht ist. Die Bestandszahlen seien weiter rückläufig. Seit 1998 steht der Feldhase auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Während der Deutsche Jagdverband den Bestand der Feldhasen für Deutschland auf rund 3,5 Mio. Tiere schätzt, geht der Verein Wildtierschutz Deutschland von nur noch rund 1,2 Mio Hasen aus. Der Bestand hat sich demnach seit 2007 halbiert. Auch der Landesjagdbericht für Niedersachsen verzeichnet eine starke Abnahme von 2005 bis 2012 auf rund 12 Hasen pro 100 Hektar. In vielen Regionen wird der Feldhase kaum noch bejagt, weil die Bestände zu gering sind. So sank die Jagdstreckein Niedersachsen seit 2005 von rund 120 000 auf 70 000 Hasen jährlich.
Als Hauptgrund für das Verschwinden der Hasen wird die intensive Landwirtschaft genannt, die zunehmend durch Monokulturen, intensive Düngung und den Einsatz immer größerer Maschinen geprägt sei.
Wie können wir dem Hasen helfen? Am besten durch Ökolandbau, betonen die Fachleute vom KÖN. Im ökologischen Landbau werde nicht nur extensiver gewirtschaftet, es gebe auch mehr Hecken, Feldgehölze und Kräutersäume an den Ackerrändern. Diese dienen dem Feldhasen als Nahrungsquelle und Deckung.
„Im Ökolandbau werden die Feldränder weniger intensiv bearbeitet und nicht durch Herbizide
oder Insektizide belastet“, sagt Birgit Petersen von der Naturschutzberatung beim KÖN in
Visselhövede. „Für Hasen, Rebhühner und Co. bedeutet das mehr Deckung und ein besseres,
vielfältigeres Nahrungsangebot.” Jetzt im Frühjahr sind die Feldhasen zusätzlich durch die
Feldbestellung und Wiesenmahd gefährdet. Viele Junghasen werden durch Maschinen getötet
oder von der Jauche verätzt. Konventionelles Grünland wird bis zu sechs Mal pro Jahr gemäht.
“Durch die starke Ausweitung des Maisanbaus haben sich die Lebensbedingungen des
Feldhasen weiter verschlechtert”, so Birgit Petersen.
Auch in einer vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Langzeituntersuchung auf der
Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen zeigte sich der positive Einfluss des ökologischen
Landbaus auf die Hasenpopulation. So lag 2001 vor der Umstellung des gut 300 Hektar großen
Gebiets auf ökologische Bewirtschaftung die Feldhasendichte unter 10 Tiere pro km². Bis 2008
erhöhte sich dort die Dichte auf 55 Tiere pro km². Die Ursache sehen die Forscher in der
größeren Nahrungsvielfalt der ökogischen Ackerflächen und den Saumstrukturen, die den
Tieren auch im Winter als Tagesschlafplätze dienen.
Die Wirtschaftsweise im ökogischen Landbau komme den Bedürfnissen des Feldhasen
entgegen, meint Birgit Petersen vom KÖN. „Weit verbreitet ist hier z.B. der zweijährige
Kleegrasanbau. Hier finden die Hasen nicht nur Schutz, sondern auch ganzjährige Nahrung“, so
Petersen. Von vermehrten Brachflächen, Feldhecken und Blühstreifen würden nicht nur Hasen,
sondern auch viele Vogelarten und Insekten profitieren.
Wr sich zu Ostern nicht nur beschenken lassen, sondern auch dem Osterhasen ein Geschenk machen will, sollte konsequent Gemüse aus ökologischem Landbau kaufen. Es wäre doch schade, wenn wir in einigen Jahren den Osterhasen nur noch ausgestopft im Naturkundemuseum betrachten könnten und nicht mehr draußen in der Natur.