Samstag, 12. September 2015

Zu Unrecht als Unkraut in Verruf

Ist doch eigentlich eine schöne Pflanze, oder etwa nicht?

Er wächst wie Unkraut, und von vielen Leuten wird er auch als solches bezeichnet. Zu Unrecht, denn erstens gibt es keine Unkräuter, sondern nur Wildkräuter, und zweitens ist der Rainfarn (Tanacetum vulgare) eine faszinierende Pflanze und mit seinen vielen kleinen, gelben Blütenkörbchen auch durchaus hübsch anzusehen. Bei uns auf der Pferdeweide wächst er reichlich. Die Pferde verschmähen ihn, aber die Ziegen und die Schafe fressen ihn zuweilen und entwurmen sich auf diese Weise selbst. Der Rainfarn wird nämlich auch als Wurmkraut bezeichnet. Während der Blütezeit ist er bei Insekten aller Art beliebt, denn seine Blüten haben keine Kelche und sind daher leicht zugänglich.
Verwendung fand der Rainfarn früher als Färbepflanze (zum Färben von Wolle). Auch machte man sich seinen intensiven Duft zunutze. So wurde er am Tand von Kartoffeläckern angepflanzt, um die Kartoffelkäfer fern zu halten, was nachweislich auch funktioniert hat. Heut setzt man dagegen auf Chemie. Da neben Kartoffelkäfern auch noch allerlei anderes "Ungeziefer" – genauso ein blödes und unsinniges Wort wie "Unkraut" – vertreiben soll, war es früher in den USA üblich, Rainfarn in Särge zu legen und Leichentücher mit einem Extrakt aus Rainfarn zu tränken.
Rainfarn zählt übrigens zu den sogenannten Kompasspflanzen, die ihre Blätter, zumindest an sonnigen Tagen, senkrecht nach Süden ausrichten.
Das einzige, was mich am Rainfarn stört, sind die trockenen Stängel, die am Ende einer jeden Vegetationsperiode auf der Weide stehen bleiben und gemäht oder per Hand ausgerissen werden müssen.

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