Freitag, 18. Dezember 2015

Weihnachtsmodus: off

Gar nicht weihnachtlich und dennoch 
stimmungsvoll.
"Wir haben uns einen Kaminofen einbauen lassen", erzählte mir der Kollege, aber es klang nicht so, als würde er sich darüber freuen. "Ach, das ist doch schön", antwortete ich, und das meinte ich auch ganz ehrlich und aufrichtig, denn ich liebe es, am warmen Ofen zu sitzen und durch die Scheibe das Spiel der Flammen zu beobachten. "Ja, generell schon", entgegnete der Kollege, "aber da es jetzt so warm draußen ist, können wir das gute Stück gar nicht benutzen. Und Weihnachtsstimmung will bei so einem Wetter auch nicht aufkommen."
Das stimmt. Auch mir ist überhaupt nicht nach Weihnachten zumute. Weihnachten muss ja nicht unbedingt weiß sein, aber zumindest ein bisschen kalt sollte es sein. Lauwarme Weihnachten? Ne, das klingt ja schon irgendwie aufgewärmt. Jedenfalls nicht nach etwas, auf das man sich freut. Klar, man könnte auf den nächstbesten Weihnachtsmarkt gehen und sich mit dampfenden Glühwein Weihnachtsstimmung antrinken und darüber vergessen, dass man eigentlich mehr Lust auf ein Kaltgetränk hätte. Aber ob das eine gute Idee ist?
Es zwingt uns doch niemand, Weihnachten zu feiern. Wenn uns nicht danach ist, sollten wir auch den Mut haben, es einfach ausfallen zu lassen und uns stattdessen ein paar schöne Tage zu machen, zumal die meisten von uns Weihnachten ohnehin nicht mehr als christliches, sondern als säkularisiertes Fest feiern. Es besteht also gar kein Druck, sich emotional unter Druck zu setzen und zwanghaft in den Weihnachtsmodus zu schalten. Aber anscheinend ist das leichter gesagt als getan. Neulich las ich in einer großen, überregionalen Tageszeitung einen Kommentar, in dem sich der Autor darüber wunderte, dass wir Deutschen Weihnachten als ernste Angelegenheit betrachten, die in aller Stille im Familienkreis zelebriert wird, während die meisten unserer europäischen Nachbarn zu Weihnachten ein viel lockeres Verhältnis haben und das Fest mit Freunden feiern, gerne auch in Cafés und Kneipen.
Wir haben die Weihnachtsdeko gar nicht erst hervorgeholt – und vermissen sie auch gar nicht. Da wir in der dunklen Jahreszeit abends sowieso immer diverse Kerzen brennen haben, ist stets für stimmungsvolle Beleuchtung gesorgt, ohne dass damit "Weihnachtszauber" heraufbeschworen werden soll.

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