Donnerstag, 29. September 2016

Liebe Gäste

Die langen Stiele hatten zuwenig Halt, deshalb sehen die maure-
tanischen 
Malven aus wie eine Kriechpflanze. Der Schönheit
ihrer Blüten und ihrem 
Ausbreitungsdrang tut das aber keinen
Abbruch.
Text und Foto: Marion Korth
Es gibt viele Wege, auf denen Pflanzen sich in Gärten und Beete vorarbeiten: Mit dem Vogelfutter kam eine mir unbekannte Grasart mit langen Rispen, so eine Art Hirse, auf die Wiese vor dem Haus, ebenso die Sonnenblumen dort. Dann brachten die Vögel durch ihre Hinterlassenschaften  wilde Rosen mit  (sie hatten vorher wohl Hagebutten verspeist), eine einst gesäte Blumenmischung treibt ebenfalls völlig ungeplant ihre Blüten.
So kommt es, dass unter dem alten, rostigen Kinderbettgestell, dem Sommerquartier unserer Kübelpflanzen, eine dunkelviolett blühende Malve (Malva sylvestris ssp. mauritiana) hervorlugt. Es sind mehrere Pflanzen, die sich dort ausgesamt haben. Der Standort so halb unter dem Bettgestell scheint auf den ersten Blick nicht ideal, aber dort kommt immer mal wieder ein Strahl aus der Gießkanne an oder läuft ein Topflanzenuntersetzer tröpfchenweise über.
Diese eigentlich eher kurzlebigen Malven, die meist schnell verschwinden und über reichliche Selbstaussaat ihr Fortbestehen sichern, blühen seit dem Sommer in langer Folge. Die Hummeln lieben sie. Wir auch, weil wir ihre schöne Farbe und die zarte Maserung ihrer Blüten bewundern. Etwas weiter, im Rosenbeet, steht auch eine solche Malve. An deren Verbreitung aber hat kein Vogel mitgewirkt. Ich habe sie dorthin gesetzt, weil sie mitten auf dem Weg wuchs und dort unweigerlich zertreten worden wäre. So "arbeiten" sich unsere Malven Stück für Stück voran, der Vorgarten ist bald erreicht, dann der Streifen am Fußweg. Wir werden ihren Weg begleiten.

Mittwoch, 28. September 2016

Herbstliches Blütenmeer

Am Rand unseres Dorfes gibt es eine Fachklinik, die offenbar einen engagierten Gärtner (oder eine engagierte Gärtnerin) hat. Der Park und die Außenanlagen sind nicht nur stets akurat gepflegt, sondern begeistern auch mit saisonal wechselnden Blütenpracht, die wir stets bewundern, wenn wir auf unserem allabendlichen Hundespaziergang dort vorbeikommen. Zurzeit blühen dort die Astern, und das gleich tausendfach. In der Masse sehen sie einfach phantastisch aus – ein herbstliches Blütenmeer.

Wow, was für eine Blütenpracht! Astern in zarten Farben auf dem Klinikgelände
bei 
uns am Ortsrand.

Dienstag, 27. September 2016

Morbider Charme

Am Wegesrand faszinieren uns nicht nur Blumen und Bäume, sondern auch alte Häuser, vor allem dann, wenn sie noch weitgehend im Originalzustand erhalten und nich durch moderne Baulemente aus dem Baumarkt verhunzt worden sind. Besonders reizvoll finden wir alte Werkstätten. Sie haben einen gewissen morbiden Charme, und außerdem erzählen sie Geschichten von den Menschen in früherer Zeit und ihrem Arbeitsalltag. In diesem Fall blickten wir auf unserer Radtour am Sonntag durch die zum Teil zerbrochenen Fenster einer Dorfschmiede, die schon vor vielen Jahren aufgegeben und verlassen worden ist.

Das alte, kaputte Werkstattfenster ermöglicht spannende Einblicke in eine vergangene Zeit.

Montag, 26. September 2016

Solche Bäume sieht man nur noch selten

Er ist so selten, dass er eigentlich auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen müsste, aber bei uns in der Heide sind noch einige durchaus stattliche Exemplare dieses Baumes zu bewundern: Es handelt sich um den Nummernbaum aus der Familie der Schilderbäume. Diese Baumart kommt kurioserweise nur in kleinen Dörfern vor. In größeren Orten sieht man sie nie.
Der Nummerbaum bevorzugt vollsonnige Standorte auf kargen Sandböden. Er gilt als absolut anspruchslos, braucht so gut wie kein Wasser, wächst aber auch extrem langsam. Aus forstwirtschaftlicher Sicht ist er mit seinem verschwindend geringen Stammzuwachs uninteressant. Er zählt zu den wenigen Baumarten, die keine Photosynthese betreiben und daher unter Klimaschutzaspekten wertlos sind. Seine Krone spendet weder Schatten noch ist sie eine ästhetische Bereicherung des Ortsbildes. Somit gibt es eigentlich keinen Grund, ihn in ein Artenschutzprogramm aufzunehmen. Wären da nicht einige engagierte Mitglieder der Postgewerkschaft, die sich vehement für seinen Bestandschutz einsetzen, weil ihnen der Nummernbaum angeblich Orientierungshilfe im Arbeitsalltag gibt, wäre er wahrscheinlich längst aus unserer Kulturlandschaft verschwunden und wäre allenfalls noch als ein eindrucksvolles Beispiel für zeitgenössische Objektkunst im Museum zu bewundern.

Dieser Nummernbaum, entdeckt in Glüsingen bei Wittingen, ist zwar etwas schief gewachsen, wirkt aber ansonsten recht vital. 

Sonntag, 25. September 2016

Farben des Frühlings

Nein, das ist kein Frühlingsfoto aus unserem Archiv, sondern wir haben es heute, am 25. September, aufgenommen, und zwar zwischen Gannerwinkel und Stöcken bei Wittingen.
Als wir heute mit unseren Fahrrädern unterwegs waren, kam es und so vor, als wäre noch einmal der Frühling ausgebrochen. Strahlend blauer Himmel und leuchtend gelbe Rapsfelder.
Blühender Raps Ende September? Das kann doch nicht sein! Richtig, von weitem sah es genau so aus wie blühender Raps, aber aus der Nähe betrachtet war klar: Es ist Senf, der da blüht. Seit einigen Jahren wird er im großen Stil als Gründüngung eingesetzt. Sobald die Felder im Sommer abgeerntet sind, wird er eingesät und steht dann im Herbst in voller Blüte – bis der erste Frost kommt und die ganze Pracht zerstört. Da aber in Zeiten des Klimawandels auf den Frost kein Verlass mehr ist, kann es durchaus sein, dass der Senf – so wie im vergangenen  Jahr – auch noch im Dezember blüht.
Egal, ob Raps oder Senf, die optische Wirkung ist die gleiche. Anscheinend macht die Kombination aus leuchtendem Gelb und strahlendem Blau glücklich, zumindest haben wir diesen Effekt an uns festgestellt. Vielleicht haben die Schweden deshalb diese beiden Farben für ihre Flagge gewählt ...

Samstag, 24. September 2016

Den Herbst ins Haus geholt

Gäbe es einen Wettbewerb der schönsten Herbstblüher, kamen höchstwahrscheinlich Astern, Dahlien und Herbst-Anemonen ins Finale. Alle drei begeistern durch ihre Blütenpracht. Wer letztendlich das Rennen machen würde? Schwierige Frage. Ich würde für unentschieden plädieren, denn ich liebe sie alle drei.
In der Vase machen die üppigen Dahlienblüten vielleicht am meisten her. Sie sind schon alleine wegen ihrer Größe ein besonderer Hingucker. Heute haben wir uns mit einigen wunderschönen Dahlienblüten aus dem Garten gewissermaßen den Herbst ins Haus geholt.

Mit so einem kleinen Dahlienstrauß aus dem Garten geht im Haus die Sonne auf.


Freitag, 23. September 2016

Noch einmal ein bisschen Sommer

Kaum hat der Herbst begonnen, da meldet sich der Sommer noch einmal zurück. Zwar nur für ein paar Tage, aber immerhin! Einen kleinen Vorgeschmack gab es heute schon, und auch der Sonnenuntergang war vielversprechend. So können wir uns auf ein schönes Wochenende mit besten Voraussetzungen für Outdoor-Aktivitäten freuen.

Sonnenuntergang mit Pferd und Ziege. Wer sagt denn,  dass Bilder von Sonnen-
untergängen 
immer im Panorama-Querformat sein müssen. 

Mittwoch, 21. September 2016

Nebulös

Heute Abend am Straßenrand: Anhalten, iPad zücken und schnell den Herbstnebel fotografieren. Text/Foto: Marion Korth
Pünktlich zum Herbstbeginn lagen heute Abend erste Nebelschwaden über den Wiesen, umschleierten Bäume, waberten über feuchtes Gras. Eine märchenhafte Stimmung liegt dann über der Landschaft, vereinzelt ist ein Vogelruf  zu hören, in weiter Ferne sehe ich ein Reh laufen.
Diese Stille, die sich dann ausbreitet, hat für mich nichts Trauriges oder Melancholisches an sich, eher etwas Geheimnisvolles. Es ist schön, Bekanntes in einem neuen Gewand zu sehen, das mal hier undurchdringlich weiß erscheint, an anderer Stelle hauchfein, fast durchsichtig, wie kurz vor dem Zerreißen. Die Luft ist klar und kalt, das letzte Licht des Abends schwindet. Zeit, sich loszureißen von dem schönen Anblick und nach Hause zu fahren ...

Montag, 19. September 2016

Zu winzig für den Winter

Kaum größer als ein Tennisball ist dieser junge Igel.
Was raschelt denn da noch durch den Vorgarten? Für unsere Blindschleichen ist es zu spät, die sind immer schon am Nachmittag unterwegs. Dann sehe ich ihn: einen winzig kleinen Igel. Höchstens 100 Gramm schwer, so meine Schätzung. Eine Hand voll Igel sozusagen. Er sieht eigentlich ganz munter aus.
Der Versuch, ihn nach dem "Fototermin" ein bisschen Katzenfutter schmackhaft zu machen, scheiterte. Igel, die – und sei es nur durch Menschenschritte – gestört werden, tun erst ganz cool, um dann in erstaunlich raschem Gang im Dickicht zu verschwinden. Da ich den Mini-Igel nun schon an zwei aufeinanderfolgenden Abenden an identischer Stelle gesehen habe, ist der Fahrplan für morgen fest: Da werden wir rechtzeitig am Abend auf seiner Laufroute Futter positionieren, noch ist es nicht unmöglich, ihm zu den zusätzlichen 150 bis 200 Gramm zu verhelfen, die er mindestens für eine erfolgreiche Überwinterung benötigt.

Sonntag, 18. September 2016

Mit den Hunden durch die Moorwiesen

Große, weite Wiesen und viel Platz für die Hunde, um sich auszutoben.
So ein schöner, sonniger Sonntag! Angenehm warm, aber nicht zu heiß, und etwas Wind, der uns vorkam wie eine frische Meeresbrise. Da wir keine Lust hatten, bei diesem Wetter durch den Wald zu laufen, wählten wir für unsere Sonntagstour mit den Hunden die Moorwiesen, die im Osten an Oerrel angrenzen und sich bis zum Flüsschen Bruno am Rand des Emmer Leus erstrecken. Da es dort nicht an Wasser mangelt, sind die Wiesen auch jetzt gegen Ende des Sommers noch saftig grün.
Sogar bei solchem Superwetter treffen wir fast nie andere Spaziergänger in den Moorwiesen, sodass die Hunde dort freie Bahn haben und sich austoben können. Das taten sie heute auch bis zur Erschöpfung. Fiene, die als Jack-Russell-Terrier kürzere Beine hat als die Parson-Russell-Terrier Fyffes und Fussel, konnte irgendwann nicht mehr und musste ein Stück getragen werden, bis sie sich soweit erholt hatte, dass sie wieder selbst laufen konnte.

Fiene ist vom Herumtoben erschöpft und muss ein Stück getragen werden.

Samstag, 17. September 2016

Plopp und Ploing

So einen Stachelball möchte ich nicht auf den Kopf kriegen!

Aua! Da wäre ich doch heute Abend fast von einer Kastanie erschlagen worden. Das tut ganz schön weh, wenn man so ein Teil auf den Kopf bekommt. Zum Glück war die Kastanie ohne ihre stachelige Hülle vom Baum gefallen.
Als am Nachmittag Wind aufkam, ging es los: Plopp, plopp, plopp machte es und zwischendurch Ploing, nämlich dann, wenn eine Kastanie nicht aufs Hofpflaster, sondern in die Zinkwanne fiel, die in der Nähe des Baumes steht. Vielleicht sollten wir uns vorsichtshalber einen Bauhelm besorgen, denn immer, wenn wir zum Gartentor gehen, müssen wir unter dem Blätterdach der Kastanie hindurch. Aber ein aufgespannter Regenschirm tut es wahrscheinlich auch ...
Ja, wenn es Kastanien regnet, ist der Herbst nicht mehr weit. Und das Wetter war ja heute auch schon ziemlich herbstlich. Aber morgen soll es wieder richtig schön sonnig und – wie angenehm – nicht mehr so heiß wie in der vergangenen Woche werden.

Es wird langsam, aber sicher Herbst. Heute begann es, Kastanien zu regnen.

Freitag, 16. September 2016

Vollmondwanderung

Als ich durch den Kamerasucher blickte, um den Mond zu fotografieren, war ich regelrecht geblendet. Ich bin immer wieder erstaunt, wie stark doch der Mond das Sonnenlicht reflektiert.
An diesem Freitag haben wir mal wieder Vollmond, werden davon aber wohl kaum viel mitbekommen, da sich ab Mittag der Wettervorhersage zufolge eine Wolkendecke vor das Himmelsgestirn schieben wird. Und gegen Abend könnte es auch noch Gewitter geben. Das sind nicht die besten Aussichten für die Vollmondwanderungen, die zurzeit groß in Mode sind – allein in unserer Region finden heute vier solcher Wanderungen statt. Egal, dafür hatten wir ja am Donnerstagabend freie Sicht auf den schon so gut wie kugelrunden Mond. Und so wurde unser allabendlicher Hundespaziergang zur Vollmondwanderung, Es war so hell, dass wir die Taschenlampen ausgeschaltet lassen konnten. Die Wege waren trotzdem gut zu sehen – und die weißen Hunde sowieso.
Bei Vollmond hat die Landschaft immer etwas Mystisches. Diesmal wurde der Eindruck dadurch verstärkt, dass vom Wildgehege am östlichen Ortsrand her das Röhren der Hirsche zu uns herüber drang. Offenbar hat bei den Hirschen die Brunftzeit begonnen.

Dienstag, 13. September 2016

Eine Raupe macht noch keinen Schmetterling

Text und Foto: Marion Korth
Weiße Raupen mit schwarzen Punkten haben die Blätter der Königskerze perforiert.
Bislang hatte ich niemals Zweifel, dass Raupen die Kinder von tagaktiven Schmetterlingen oder von Nachtfaltern sind. An unseren Königskerzen entdeckte ich allerdings eine Raupe, die auf einer Bestimmungstafel im Internet unter der Kategorie "Larven anderer Insekten" geführt wurde: die blassgraue, fast weiße Raupe der Maiglöckchen-Blattwespe (Phymatocera aterrima). Gleich zwei Dutzend Tierchen haben die arme Königskerze fast komplett verspeist und nur die Blattrippen übriggelassen. An einer anderen Königskerze im Garten entdeckte ich dieselbe Art. Das einzig Merkwürdige ist nur, dass die schwarze, eher schmucklose Wespe schon im April fliegt und sich wenig später vermehrt. Für ihre Raupen ist es in diesem Jahr eigentlich zu spät, es sei denn, sie hätte ausnahmesweise eine zweite Generation hervorgebracht.
Auch an einer Rose scheint sich nicht der Nachwuchs einer seltenen Schmetterlingsart zu schaffen zu machen, sondern der der Rosenbürstenblatthornwespe (ein Tierchen mit diesem Namen muss etwas Besonderes sein). Wieder etwas gelernt: Eine Raupe macht noch keinen Schmetterling.

Montag, 12. September 2016

Gelbe Steppe, grüner Tunnel

Die sengende Sonne hatte die Landschaft in eine Steppe verwandelt,
und 
auf manchen Feldwegen mussten wir absteigen und unsere Räder
durch den 
"Wüstensand" schieben.
Die Autofahrer haben ihre Klimaanlage, wir Fahrradfahrer haben den Fahrtwind. Er kühlt kostenlos und klimaschonend. Aber wenn, so wie es heute der Fall war, das Thermometer in der Sonne knapp über 30 Grad anzeigt, bringt auch der Fahrtwind nicht mehr wirklich etwas, und wir mussten uns eingestehen: Eigentlich ist es heute zum Fahrradfahren zu heiß. Und besonders schön ist die Landschaft auch nicht mehr, wenn alles von der sengenden Sonne verbrannt und gelb ist. Zeitweise kam es uns so vor, als würden wir durch eine Steppe fahren.
Wir waren schon ein wenig frustriert, doch dann entschieden wir uns, nicht weiter auf der Asphaltstraße zu fahren, sondern die weiter südlich verlaufende alte Kopfsteinpflasterstraße zu nehmen, und das war eine gute Entscheidung. Zwar kamen wir auf der Hoppelpiste nicht so schnell voran, aber wir fuhren vor der Sonne geschützt unter dem Blätterdach der Straßenbäume wie in einem grünen Tunnel, und das Thermometer im Tacho-Display zeigte hier statt 31 Grad nur noch 28 Grad an. Sehr angenehm!

Auf der alten Kopfsteinpflasterstraße wurden wir zwar kräftig durchgeschüttelt, aber dafür
fuhren wir vor der Sonne geschützt unter einem grünen Blätterdach.

Sonntag, 11. September 2016

Seltenes Bild: Kühe auf der Weide

Sogenannte Fleischrinder sieht man öfter auf der Weide, aber Milchkühe nur noch selten. Die meisten müssen leider ihr ganzes Leben lang im Stall stehen.
Milchkühe, die friedlich auf einer saftig grünen Weide grasen. Solche Bilder kennt man aus der Werbung. Die Realität sieht anders aus: Die meisten Kühe stehen ganzjährig in Großställen, und nur die wenigsten davon sind Offenställe. Das ist für den Bauern bequemer und erlaubt es ihm die Tiere zu füttern und zu melken wie am Fließband.
Als überzeugte Veganerin lehne ich aus ethischen Gründen generell jegliche "Nutztierhaltung"ab, und dennoch habe ich mich gefreut, als ich heute am Schwarzwasser zwischen Lingwedel und Klein Oesingen die Kühe auf der Weide sah. Obwohl auch sie darauf gezüchtet sind, möglichst viel Milch zu produzieren, haben sie es immerhin viel besser als die meisten ihrer Artgenossinnen, die lebenslänglich "inhaftiert" sind.

Samstag, 10. September 2016

Ganz schön groß für Gras

Die Getreideernte ist beendet, und auch die Kartoffeln sind größtenteils gerodet. Nur die Rüben sind noch in der Erde. Ja, und dann ist da noch der Mais, der im großen Stil als Energiepflanze für die Biogasanlagen angebaut wird. Die Pflanzen sind jetzt rund zwei Meter hoch, und wenn wir auf einem schmalen Feldweg zwischen zwei Maisfeldern gehen, kommen wir uns ein bisschen vor wie im Dschungel. Im Vergleich zu allen anderen Kulturpflanzen, die auf Feldern angebaut werden, wirkt der Mais, der ursprünglich in Mexiko beheimatet ist, wie ein Exot, und das, obwohl er schon seit dem 16. Jahrhundert in Europa kultiviert wird. Das liegt wahrscheinlich daran, weil an der Maispflanze, die ebenso wie die heimischen Getreidesorten zur Familie der Süßgräser gehört, alles XXL-Format hat. Der Mais ist ganz schön groß für Gras und erzeugt so viel Grünmasse wie keine andere, hierzulande angebaut Feldfrucht. Wenn wir quer durch ein Maisfeld gehen würden, hätten wir wahrscheinlich echtes Dschungelfeeling. Wer sich schon einmal in einem Maislabyrinth verirrt hat, wird das nachvollziehen können.
Obwohl wir den Maisanbau für die Biogas-Gewinnung aus ökologischen Gründen kritisch sehen, faszinieren uns die riesigen Pflanzen mit ihren bambusdicken Stängeln immer wieder aufs Neue. Besonders faszinierend finden wir die langen, schmalen und erstaunlich scharfkantigen Blätter, die sich auch jetzt, im Spätsommer, noch in frischem Frühlingsgrün zeigen.

Auch im Spätsommer noch frühlingsgrün: Das Blatt einer Maispflanze aus der Nähe betrachtet.

Freitag, 9. September 2016

Blaue Murmeln

Wildfrüchte des Herbstes am Wegesrand: Die Schlehen sind fast so groß wie Kirschen.
Sie sehen besser aus als sie schmecken.
Wow, sind die groß! Wir bremsen, halten, stellen die Fahrräder ab und betrachten uns die Früchte aus der Nähe, die von der goldenen Abendsonne perfekt in Szene gesetzt gesetzt werden. Seit Jahren haben wir keine so großen Schlehen mehr gesehen. Sie könnten glatt Kirschen Konkurrenz machen. Schade, dass sie nicht so lecker schmecken, wie sie aussehen, sondern würden sie gleich vom Strauch naschen. Aber wir sollten damit lieber bis nach dem ersten Frost warten. Durch die Kälte sinkt der bitter schmeckende Gerbstoffgehalt, und die Früchte des Schlehdorns (Prunus spinosa) werden genießbar. Ungeduldige können Schlehen auch ins Tiefkühlfach des Kühlschranks legen und dann schon vor dem ersten Frost zu Fruchtsaft oder Marmelade verarbeiten oder als Basis für Obstwein oder Likör nutzen.
Dass es in diesem Herbst so viele und so große Schlehen gibt, ist einerseits schön, andererseits kann es auch, zumindest dem Volksglauben nach, bedeuten, dass uns ein strenger Winter bevorsteht. Lassen wir uns überraschen!
Als wir zu Hause ankommen, entdecken wir im Garten eine Raupe des Schlehen-Bürstenspinners (Orgyia antiqua). Wir haben zwar keinen Schlehdorn im Garten, aber in der Nähe der Raupe des Nachtfalters steht ein Wurzelschössling einer Hauszwetschge. Die Raupe ist offenbar nicht wählerisch. Hauptsache, es ist eine Prunus-Art.

Zum Glück weit weg von den Schlehen entdeckten wir bei uns im Garten die Raupe eines Schlehen-Bürstenspinners.

Donnerstag, 8. September 2016

Der Elefant im Spinnenreich

Da hat die Spinne fette Beute gemacht.
Beinahe hätte ich aus Versehen ihr Netz
zerrissen.
MARION KORTH / Text / Foto
Wir haben keine Ahnung von der Welt, von unserer nicht und von der, die viel kleiner sind als wir erst recht nicht. Ich hatte den Blumentopf mit der großen Geranie schon in der Hand, ein, zwei Zentimeter vom Boden abgehoben, da sah ich, mit welchem feinen Faden dieser Topf verbunden war: Eine ungewöhnlich helle Kreuzspinne hatte daran im unteren Teil ihr – mittlerweile arg zerfetztes Netz – befestigt. Hätte ich den Topf nur noch ein paar Millimeter weiter angelupft, wäre es unweigerlich zerfetzt. Schade um die Beute, die leblos in den Fäden verstrickt war und über die sich die Spinne gerade hermachte. Ob als Nahrungsvorrat für sich selbst oder für ihre Nachkommen, das weiß ich nicht, jedenfalls spann sie sie zu kleinen Paketen ein.
Vorsichtig stellte ich die Geranie wieder an ihren ursprünglichen Platz, der Umzug in einen schönen Übertopf, der gerade freigeworden ist, kann warten oder ganz ausfallen, das Leben der Kreuzspinne geht vor.
Es ist nicht so wirklich schön zu sehen, wie sie die armen Fliegetierchen fängt, aber anders als wir hat sie keine Wahl, sie kennt nur diese eine Art zu jagen und zu überleben, deshalb darf ich sie weiter bestaunen, ohne Urteil, ohne schlechtes Gewissen, ja, ich bin geradezu froh, dass sie meine Geranie als Ankerpunkt für ihr zartes Spinnengebilde gewählt hat. Und dass ich gerade noch rechtzeitig ihre kleine Welt bemerkt habe.

Mittwoch, 7. September 2016

An was erinnert mich dieses Bild?

Beim Betrachten dieser treppenstufenartig angeordneten Birnen hatte ich heute ein Bild aus meiner Kindheit vor Augen.
Es ist kaum zu glauben, dass so ein kleiner Birnbaum schon so viele und so große Früchte trägt, denke ich. Sechs Birnen zähle ich alleine an einem dünnen Zweig. Sie hängen so dicht nebeneinander, dass sie sich fast berühren. Und obendrein sind sie auch noch treppenstufenartig angeordnet. Sehr elegant! An irgendetwas erinnert mich dieses Bild, aber an was? Ich muss eine Weile überlegen, dann fällt es mir ein: Ja, klar, an das Glockenspiel an der Fassade des Rathauses in der Stadt, in der ich die ersten fünf Jahre meines Lebens gewohnt habe.  Ohne das Glockenspiel wäre die Rathausfassade nicht mehr als eine schmucklose, hässliche Betonwand gewesen. Aber mit den unterschiedlich großen Glocken – links unten hing die größte, die mit dem tiefsten Klang, und rechts oben die kleinste, und die hatte den höchsten Klang.
Dieses Glockenspiel faszinierte mich als Kind genauso, wie mich heute die Koshi-Klangspiele begeistern. Wahrscheinlich hat das Glockenspiel irgendwo in meinem Kopf ein kleines Plätzchen gefunden und behalten, denn sonst hätte ich es längst vergessen, und das Bild wäre heute nicht abrufbar gewesen, als ich den kleinen Birnbaum neben unserem roten Gartenhaus betrachtete.

Dienstag, 6. September 2016

Der Plan ist – sich überraschen zu lassen

Nachdem wir den Zaun um den Auslauf erneuert
haben,  
versenke ich die von den Minischweinchen
ausgebuddelten 
Blumenzwiebeln wieder in der Erde.
Marion Korth / Text // Inka Lykka Korth / Fotos

"Ohne Fleiß kein Preis", dieses Sprichwort fällt mir ein, während ich mich hockend voranarbeite. Seitdem unsere Schweinchen sich "vom Acker gemacht" haben (erst mussten wir natürlich den Zaun ihres Auslaufes erneuern), ist in unserem Innenhof wieder alles auf Null gestellt. Unter Erde haben wir die Steinplatten der kleinen Terrasse freigelegt, statt neuem Rasen – der unterm Nussbaum sowieso nur vor sich hinkümmert – lieber ein paar Obststräucher gesetzt.
All die vielen Blumenzwiebeln, die ich dort Herbt für Herbst verbuddelt habe, brachten die Schweine mit ihren Rüsseln wieder zum Vorschein. Ein paar werden sie bestimmt auch gegessen haben, aber überall zwischen dem lockeren Erdaushub sah ich etwas Weißes hervorblitzen, manchmal ein kleiner Kieselstein, vor allem aber winzig kleine Tochterzwiebelchen von Krokussen und Traubenhyazinthen, außerdem wilde Tulpen und Schneeglöckchen. Ich sammelte sie alle in einem kleinen Zinkbalkonkasten, ohne ganz genau zu wissen, was nun Krokus oder Schneeglöckchen ist, was blau, weiß oder gelb blüht.
Dazu habe ich vom Einkaufen beutelweise Nachschub mitgebracht: weitere Trauben-Hyazinthen (Muscari armeniacum, 40 Stück), Dichternarzissen (Narcissus actaea, 20 Stück), Wildtulpen Lilac Wonder (30 Stück) und Puschkinien (Puschkinia libanotica, 30 Stück). Zwiebelpflanzen gedeihen wunderbar an diesem Standort, vielleicht weil die Erde selbst im Sommer fast nie völlig austrocknet, Staunässe aber trotzdem kein Problem ist. Außerdem bekommt die Walnuss erst spät ihr Laub, sodass die höherstehende Sonne schließlich zwischen Wohnhaus und Stallungen den Boden und damit meine Tulpen und all die anderen erreicht. Sie in Massen zu vergraben, ist also in jedem Fall von Erfolg gekrönt, deshalb fluche ich nicht, sondern buddele Löcher, wechselweise mit der Pflanzschaufel und dem Erdausstecher, ich kann mich nicht entscheiden, womit ich lieber arbeite.
Wildes Blumenzwiebel-Sammelsurium.
Ich bin jetzt schon gespannt, welches Bild aus dem von den Schweinchen durcheinandergebrachte Zwiebelsammelsurium im nächsten Frühjahr entsteht. Immerhin habe ich die Tulpen aussortieren können, es wird also nicht zu bunt werden. Bei den Neuerwerbungen muss ich mich darauf verlassen, dass im Beutel steckt, was das Etikett draußen verspricht, ansonsten wartet dort die nächste Überraschung. Aber genau deshalb liebe ich das "Zwiebelverbuddeln" so, es macht wirklich richtig viel Arbeit, aber im nächsten Jahr freue ich mich über jede neue Entdeckung.
Irgendwann ist auch die letzte Zwiebel gesteckt, Stockrosen habe ich noch schnell am Zaun gesät, außerdem großzügig Samen von Akeleien verteilt. Mein Rücken tut weh, meine Finger sind schwarz vor Erde. Ich gehe hinein, froh, dass für dieses Jahr Ruhe ist. In der Diele fällt mein Blick auf einen Plastikbeutel: "Puschkinia libanotica, 30 Stück". Verdammt, die habe ich vergessen. Also morgen noch einmal, weil es so schön ist ...

Montag, 5. September 2016

Auf die Hinterbeine

Während Linus sich für ein herabgefallenes Ahornblatt auf dem Boden interessiert,
holt sich Minou lieber ein 
frisches vom Baum.
So schön und klug sie auch sind: Ziegen haben etwas Destruktives. Sie fressen all das, was sie nicht sollen, und außer Giftpflanzen ist kaum etwas vor ihnen sicher, und wenn sie an etwas nicht heranreichen, dann stellen sie sich auf die Hinterbeine.
Wer Ziegen hält und den Bock nicht zum Gärtner machen möchte, muss all das, was ihm lieb und teuer ist, einzäunen, und zwar mit einem stabilen Wildschutzzaun. Pferde und Rinder lassen sich vielleicht mit einem Elektrozaun beeindrucken – Ziegen schlüpfen einfach zwischen den Seilen hindurch, ohne einen gewischt zu bekommen.
Manchmal könnten wir verzweifeln und würden sie am liebsten des Grundstücks verweisen, aber dann erliegen wir doch wieder ihrem Liebreiz, ihrer Klugheit und ihrem Charme. Und vor uns erging es vielen anderen so. Alice Herdan-Zuckmayer, die Ehefrau des Dramatikers Carl Zuckmayer, schrieb in ihrem wunderbaren Buch "Die Farm in den grünen Bergen" (Fischer-Verlag, 1956) über die Zeit, in der die Familie während des Zweiten Weltkriegs eine kleine Farm in Vermont betrieb, diesen bemerkenswerten Satz: "Die Ziegen wurden der Gegenstand unserer innigen Liebe, die Ursache unserer heftigsten Wutausbrüche, sie waren Lust und Plage, Freude und Pest, sie unterwarfen unsre Gefühle den raschesten Schwankungen zwischen dem Bedürfnis, sie erschlagen zu wollen, und dem, sie zärtlichst zu umarmen."
Mittlerweile haben wir gelernt, uns nicht mehr über die Ziegen aufzuregen, wenn sie sich wieder einmal als Forstschädlinge betätigen. Oder anders ausgedrückt: Die Ziegen haben uns Gelassenheit gelehrt – auf eine andere Art als die friedlichen Schafe, nämlich mit der Holzhammer-Methode.

Sonntag, 4. September 2016

Zeitfenster ausgereizt

Die dunkle Wolkenwand hat uns fast erreicht. Gleich
geht das Gewitter los.
Eigentlich wollten wir heute einen Ausflug machen und an einem Bach entlang von dessen Quelle bis zur Mündung in einen Fluss wandern. Nach einem Blick auf den Wetterradarfilm disponierten wir spontan um und entschlossen uns, das Auto stehen zu lassen (ist auch besser für die Umwelt) und stattdessen lieber zu Fuß direkt von uns zu Hause zu starten. Die erste Regenfront des Tages war gerade bei uns uns vorbeigezogen. Bis zum angekündigten Gewitter würde uns ein Zeitfenster von etwa zwei Stunden bleiben, und das wollten wir so gut wie möglich ausnutzen. Den Hunden st es ohnehin lieber, wenn sie gleich losdüsen können und nicht erst noch eine halbe Stunde im Auto ausharren müssen.
Wir unsere kleine, knapp sieben Kilometer lange Waldrunde würden wir, da wir stets ziemlich flott unterwegs sind, gerade einmal eine Stunde brauchen und könnten auf Regenmäntel verzichten. Vorsichtshalber nahmen wir sie dennoch mit, und vielleicht ließ uns das etwas leichtsinnig werden. Es war so angenehm und beruhigend, durch Wald und Wiesen zu gehen, dass wir kurzerhand die Tour verlängerten – von knapp sieben auf rund zwölf Kilometer.
Fast hätten wir es auch im Trockenen geschafft, aber dann, nur wenige hundert Meter vor dem Ortsschild unseres Dorfes, ging es los: Blitze züngelten, es donnerte so laut, dass die Hunde jaulten, und auf einmal schien sich der gesamte Inhalt der fast schwarzen Wolken über uns zu ergießen. Die Regenmäntel hielten dicht, aber Hosen, Schuhe und Socken waren doch ziemlich durchgeweicht, als wir zu Hause eintrafen.
Schön war es trotzdem. Nachdem wir uns umgezogen hatten, setzten wir uns mit einer Tasse Tee in den Dieleneingang und beobachteten, wie die Pfützen auf dem Kopfsteinpflaster unseres Hofes immer größer worden.


Kaum hatte es aufgehört zu regnen, kam auch schon wieder die Sonne heraus, und über unserem Garten wölbte sich ein Regenbogen.

Ohne den Regen hätte es heute keinen Regenbogen gegeben – und das wäre doch schade gewesen.

Auch wenn andere das Wetter an diesem Sonntag wahrscheinlich als eher schlecht einstufen würden: Wir fanden es gut. Es war abwechslungsreich und nicht halb so langweilig wie blauer Himmel und Sonne satt.

Freitag, 2. September 2016

Das perlt aber heute wieder ...

Der allabendliche Blick auf den Radarfilm bei wetteronline ließ uns gestern staunen: Da war nur eine einzige, relativ kleine und fast kreisrunde Wolke zu sehen, die einsam am ansonsten wolkenlosen Himmel von West nach Ost zog – und sich direkt über uns entleerte. Kurz, aber heftig schüttete es wie aus Kübeln. Der Himmel hatte sich verfinstert, es blitze und donnerte ein paar Mal, und nach kaum mehr als zehn Minuten war der Spuk auch schon wieder vorbei. Was blieb, war die Feuchtigkeit in der Luft, und es hatte sich merklich abgekühlt. Auf zehn Grad sank die Temperatur in der Nacht. Zwar stieg die Temperatur heute im Laufe des Tages auf 24 Grad, aber morgens war es noch ziemlich frisch und nass. Im Gras und auf den Blättern funkelten die Wassertropfen, und nachdem ich die Tiere versorgt hatte, holte ich erst einmal die Kamera und machte ein paar Fotos. Besonders schön fand ich die gelbe Rose mit den großen Wasserperlen auf den Blättern. "Das perlt aber heute wieder", würde Dittsche sagen.