Montag, 11. September 2017

Nadelbaum mit Blättern

Eine Kiefer ist doch ein Nadelbaum, oder etwa nicht? Diese hier hat aber offenbar Blätter.
Nanu, was ist denn das für eine merkwürdige Kiefer? Die hat ja lauter Blätter am Stamm. Aber Kiefern haben doch Nadeln, und die sitzen oben in der Krone und nicht unten am Stamm. Das muss ich mir aus der Nähe anschauen ...
Der beiderseits von einem schmalen Streifen Wald gesäumte Weg führt geradewegs ins Moor – und endet nach etwa einem Kilometer dort, wo es feucht wird, zu feucht für die Landwirtschaft. Die grün belaubte Kiefer steht ziemlich am Anfang des Weges im Wald. Ich gehe zu Dir – und sehe, dass wilder Wein am Stamm emporrankt. Anhand der Blattform und aufgrund der Wuchses tippe ich auf die Selbstkletternde Jungfernrebe (Parthenocissus quinquefolia), eine Kletterpflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 30m erreicht und somit durchaus in der Lage ist, in einigen Jahren die Krone der Kiefer zu erreichen. Die Heimat dieses Kletterkünstlers ist der östliche Teil Nordamerikas. Wie kommt sie von dort zu uns in den norddeutschen Wald?
Des Rätsels Lösung: In der Nähe der Kiefer steht ein stattlicher Rhabarber, und der deutet darauf hin, dass hier jemand vor einigen Jahren Gartenabfälle abgeladen hat. Zusammen mit dem Rhabarber muss auch die Jungfernreber dorthin gekommen sein, denn sie wird als wilder Wein gerne zur Fassadenbegrünung gepflanzt.
Gartenabfälle im Wald zu entsorgen anstatt sie auf dem eigenen Grundstück zu kompostieren, ist eine einerseits weit verbreitete Unsitte, die zur Verfälschung der heimischen Flora beiträgt. Andererseits ist es auch immer wieder spannend zu sehen, wie sich die aus den Gärten kommenden Migranten in die Waldgesellschaft integrieren – in den meisten Fällen erstaunlich gut.

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