Mittwoch, 1. Mai 2013

Auf historischen Fernhandelswegen

Kleine Pause auf einer Bank am Rand eines historischen Fernhandelsweges.
An dieser Wand in einer Sandgrube sieht man, wie
dünn die obere, fruchtbare Humusschicht ist. Ein
Wunder, dass auf diesen kargen Sandböden über-
haupt etwas wächst und gedeiht.
Den Tag der Arbeit, wie der Maifeiertag auch genannt wird, habe ich zum Arbeiten genutzt. Die Arbeit war anstrengend, aber hat auch Spaß gemacht. Sie bestand aus einer rund 40 Kilometer langen Radtour. Diese muste ich machen, weil unser Verlag eine Broschüre herausgibt, die eine Fahrradtour beschreibt, auf der eine Reihe von Kulturdenkmälern besucht wird. Die wenigsten dieser Kulturdenkmäler erschließen sich dem Besucher auf den ersten Blick. Meistens sind nur noch Spuren in Form bestimmter Landschaftsstrukturen, zum Beispiel Gruben, Hügel vorhanden Wälle, vorhanden. Der Autor der Broschüre ist Geologe. Mit geschultem Blick hat er anhand dieser Spuren und durch intensives Studium historischer Landkarten die Spuren erkannt, gedeutet und für den Laien verständlich beschrieben. Die Radtour führt zu uralten Lehmgruben, Verteidigungsanlagen aus dem Dreißigjährigen Krieg und längst verschwundenen Siedlungen und folgt dem Verlauf mittelalterlicher Fernhandelswege, die einst von der Ostsee bis über die Alpen führten.
Meine Aufgabe war es nun, zu testen, ob die Wegbeschreibungen in der Broschüre ausreichen, um alle Stationen ausfindig zu machen. Außerdem brauchten wir für die Broschüre noch einige Fotos.
Natürlich hätte ich die Tour auch an einem normalen Arbeitstag machen können, aber dann wäre ich alleine unterwegs gewesen. Deshalb habe ich die Tour auf einen Tag gelegt, an dem meine beste Freundin frei hat, damit sich mich begleiten kann. Wir fanden es richtig spannend, uns an den einzelnen Stationen gedanklich in frühere Zeiten zurück zu versetzen. Da standen wir zum Beispiel auf einer friedlichen Lichtung in einem kleinen Wäldchen, die von drei Seiten mit Wällen umgeben waren. Kaum zu glauben, dass es hier einmal ein großes Soldatenlager gegeben haben soll. Ohne die Broschüre wären wir auch achtlos an dem unscheinbaren Hügel aus Erde und Feldsteinen vorbeigefahren. Bis Ende des 19. Jahrhunderts stand an dieser Stelle ein Forsthaus, das für die Reisenden auf dem Fernhandelsweg ein beliebter Rastplatz gewesen sein soll. Auf dem unbefestigten Fernhandelsweg mussten wir absteigen und die Räder durch den tiefen, staubigen Heidesand schieben. Wir mühsam muss es doch damals für die vollbeladenen Ochsengespanne gewesen sein, auf diesem Vorläufer unserer heutigen Autobahnen voranzukommen. Und wie lange mag wohl eine Reise auf diesem historischen "Highway" von Lübeck nach Augsburg gedauert haben!? Wahrscheinlich mehrere Monate.

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