Dienstag, 10. Februar 2015

Die perfekte Pflanze für Faule

Fernsehgärtner John Langley bewässert mit der Sprühflasche ein etwa vier Jahre altes XXL-Exemplar der nach
ihm benannten, wurzelnackten Vanda-Neuzüchtung aus dem Orchideengarten Karge in Dahlenburg. Rechts im
Bild Bodo Jaekel, der mit seiner Frau Anne die Gärtnerei Unruh in Hankensbüttel betreibt.
Was fasziniert ihn am meisten an Orchideen? Das wollte ich von NDR-Fernsehgärtner John Langley wissen, der heute in der Gärtnerei Unruh in Hankensbüttel eine ganztägige Sprechstunde für Orchideenfreunde abhielt. Sind es die großen, üppigen Blüten, die meist auf Säulen genannten Stängeln sitzen, die kaum dicker sind als ein Strohhalm? Oder ist es die enorme Vielfalt innerhalb dieser Pflanzenfamilie? Immerhin gibt es weltweit etwa 1000 Gattungen mit bis zu 30.000 Arten. Nein, antwortete John Langley, ihn fasziniere vielmehr, dass die Orchidee die ideale Zimmerpflanze für Faule sei. Bevor über meinem Kopf die Fragezeichen zu tanzen begannen, schickte er die Erklärung gleich hinterher: "Orchideen sind wie Frauen", erklärte er augenzwinkernd, "wenn man sie vernachlässigt, blühen sie auf." Ich würde nicht gerade behaupten, dass das auf mich zutrifft, aber in Bezug auf die Orchideen hat John Langley recht. Man sollte sich nicht zu sehr um sie kümmern, denn das kann ihren Tod bedeuten. Die todbringende Waffe ist in den meisten Fällen die Gießkanne.
Der "Pflanzendoktor" greift zur Schere und befreit die 
von der Orchideenfreundin links im Bild mitgebrachte 
"Patientin" von ihren abgestorbenen Wurzeln.
Tatsächlich kümmerten die meisten der zur Sprechstunde mitgebrachten "Patienten" nur deshalb vor sich hin, weil sie einfach zu nass standen. Das überwiegend aus Rindenschrot gemischte Substrat, lernten wir, dient allein der Fixierung der Pflanze im Topf, nicht aber als Wasserspeicher. Es soll nicht feucht, sondern staubtrocken sein. Anstatt Orchideen ein- bis zweimal im Monat ins Wasser zu tauchen, greift John Langley lieber zur Sprühflasche und besprüht Blätter und Luftwurzeln, die sich bei Kontakt mit dem Wasser übrigens grün färben. Nur die Blüten sollten nicht besprüht werden. Mit Hilfe der Sprühflasche versorgt der Garten-Experte die Pflanzen gelegentlich auch mit Dünger. Wenn sie nicht gerade blühe und daher etwas mehr Nährstoffe brauche, dürfe man eine Orchidee ruhig auch mal für ein paar Wochen vergessen.
Die mehr als 100 Orchideenfreunde, die im Laufe des Tages zur "Sprechstunde" kamen und den Rat des Fernsehgärtners suchten, erlebten nicht nur einen sehr sympathischen, gut gelaunten und auskunftfreudigen John Langley, sondern auch eine Orchideenkreation mit diesem Namen. Jawohl, seit Juli vergangenen Jahres trägt eine wurzelnackte Vanda mit besonders großen Blüten den Namen John Langley. Getauft wurde die Neuzüchtung aus dem Orchideengarten Karge in Dahlenburg bei Lüneburg vom Namensgeber höchstpersönlich.
Obwohl John Langleys Betätigungsfeld normalerweise mehr der Garten als das Blumenfenster im Wohnzimmer ist und er privat überwiegend Kakteen und andere Sukkulenten, die nur minimalen Pflegeaufwand erfordern, auf der Fensterbank stehen hat, liebt er die winterliche Blütenpracht der Orchidee, die ja auch als "Königin der Blumen" gilt. Sie ist für ihn, wie er sagt, "Seelenfutter".

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