Montag, 20. April 2015

Auf der Radtour einen Zahn eingebüßt

Etwas erschöpft und die Haare vom Wind zerzaust, nutzte ich eine Bank am Wegesrand bei Steimke für eine kurze Pause.
Da habe ich heute das wunderbare, fast schon sommerliche Frühlingswetter genutzt, um eine  längere Radtour – 72 Kilometer insgesamt – zu machen, und unterwegs – aua! – einen Zahn verloren.
Was ist passiert? Gestürzt? Von einem Auto gerammt? Oder bin ich etwa niedergeschlagen und ausgeraubt worden? Zum Glück nichts dergleichen. Der Verlust des Zahns kam auch gar nicht überraschend. Nein, er war sogar eingeplant. Das Ziel meiner Radtour war nämlich die Praxis des Zahnarztes meines Vertrauens. Und da der wahrscheinlich weltbeste Zahnarzt nicht gleich bei uns um die Ecke im Nachbardorf praktiziert, sondern in Uelzen, habe ich eine etwas längere Anfahrt zu ihm. Die absolviere ich entweder mit der 300er Vespa oder mit einer Kombination der beiden Verkehrsmittel Bahn und Faltrad. Und so hatte ich es auch heute geplant. Mit der Vespa wollte ich lieber nicht fahren, denn wenn einem ein Weisheitszahn gezogen wird, kann es durchaus sein, dass man danach zum Führen eines Kraftfahrzeugs nur noch eingeschränkt fähig ist. Meine Idee war: die Hintour mit dem Faltrad und die Rücktour mit dem Zug zu fahren. Zwar hätte ich dann vom Bahnhof bis zu uns nach Hause auch noch zehn Kilometer mit dem Rad fahren müssen, aber immerhin nicht 36 Kilometer.
Um Punkt 12 Uhr radelte ich los, und freute mich richtig auf die Fahrt durch die Frühlingslandschaft. Doch die Freude währte nur kurz. Ich war gerade erst aus unserem Ort heraus geradelt, erfasste mich die erste Windböe. Sie kam direkt von vorn – aus Norden. Bei einer Windböe blieb es nicht, und nach noch nicht einmal einem Kilometer überlegte ich, ob es nicht besser wäre, umzudrehen und doch lieber die Vespa zu starten. Aber ich ließ es bleiben, beschloss, weiter gegen den Wind anzustrampeln. Das war, ehrlich gesagt, ziemlich anstrengend, zumal ich unterwegs den von Ost nach West verlaufenden Höhenzug überwinden musste, der die Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten von Elbe und Weser bildet. Aber wo es bergauf geht, geht es auch irgendwann wieder bergab.
Nach fast exakt zwei Stunden hatte ich mein Ziel erreicht und mir blieb bis zu meinem Zahnarzttermin sogar noch eine halbe Stunde Zeit, die ich zum Regenerieren nutzte. Denn ich wusste, dass ich bei meinem Zahnarzt so gut wie nie im Wartezimmer sitzen muss, sondern immer gleich an die Reihe komme, und so war es auch diesmal. Der Weisheitszahn war schnell gezogen und die Prozedur absolut schmerzfrei. Das Unangenehmste dabei waren die knirschenden Geräusche.
Nachdem ich meinen Wegezoll (1 Zahn) entrichtet hatte, machte ich noch einen Überraschungsbesuch bei meinen zwei lieben Arbeitskolleginnen, die unser kleines Medienunternehmen namens Calluna in Uelzen repräsentieren. Anschließend wollte ich eigentlich zum Hunderwasserbahnhof fahren, doch dann dachte ich mir: Wenn ich auf der Hinfahrt die ganze Zeit Wind von vorne gehabt habe, müsste ich doch jetzt mit Rückenwind fast ohne Anstrengung nach Hause radeln können. Die Wunde im Gebiss war noch betäubt, und ich fühlte mich fit genug, um noch einmal 36 Kilometer in die Pedale zu treten. Leider war der Wind inzwischen abgeflaut, und so wurde auch die Rücktour ziemlich anstrengend, aber es tat auch gut, die Sonne auf der Haut zu spüren, und da ich jetzt keinen Termin mehr einzuhalten hatte, konnte ich mir so viel Zeit lassen, wie ich wollte, und so wurde es schließlich doch noch eine schöne Tour. Ein bisschen geärgert habe ich mich nur, dass ich die ganze Zeit mit dem Faltrad fahren musste, da ich ja vorgehabt hatte, die Rücktour mit der Bahn zu machen, und in der Bahn muss man für Falträder keine Fahrradkarte lösen. Obwohl ich ein hochwertiges Faltrad mit komfortablen 24 Zoll großen Rädern habe, hätte die Tour mit meinem 28-Zoll-Trekkingrad oder dem 29er Mountaincross erheblich mehr Spaß gemacht.

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