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Auch ohne Weinberg fühlen sich die Weinbergschnecken in der Heide wohl. |
Die Lüneburger Heide, an deren Südrand wir wohnen, hat an
landschaftlichen Reizen einiges zu bieten. Weinberge gehören allerdings
nicht dazu, und deshalb machen sich hier auch die Weinbergschnecken rar.
Die lieben nämlich Kalkböden und finden unsere Sandböden ziemlich
langweilig. Dennoch haben sie sich bei uns offenbar wohl gefühlt. Vor
etwa fünf Jahren hatten wir von einem Freund, der zwei Orte weiter
wohnt, fünf Weinbergschnecken geschenkt bekommen. Er hatte sie vor
vielen Jahren bei sich ausgesetzt, und sie haben sich so fleißig
vermehrt, dass sie in seinem Garten allmählich überhand nahmen. In
unserem Garten klappte es mit der Vermehrung leider nicht, aber wir
freuten uns in jedem Frühjahr wieder, wenn die Schnecken wieder wie aus
dem Nichts auftauchten. Den Winter über bleiben sie nämlich in ihrem
Haus, das sie halb in der Erde vergraben haben. Nachdem sie den Eingang
zu ihrem Haus verdeckelt haben, fallen sie in eine Kältestarre.
Drei Jahre konnten wir alle fünf Weinbergschnecken in unserem Garten
entdecken, dann waren es nur noch drei, und in diesem Frühling waren sie
alle weg. Neulich fanden wir dann eine zwischen dem Schneeglanz, der
sich mit seinen blauen Blüten wie ein Teppich in unserem Vorgarten
ausgebreitet hat. Das Schneckenhaus war noch verdeckelt. Ob die Schnecke
wohl noch schläft? Nein, zwei Tage später hatten wir Gewissheit: Die
Schnecke war tot, der Winter für sie offenbar doch zu hart. Oder sie war
an Altersschwäche gestorben. Weinbergschnecken werden bis zu acht Jahre
alt.
Heute waren wir bei dem Freund, von dem wir die Schnecken damals
bekommen hatten, um Stroh für den Schafstall zu holen. Wir erzählten ihm,
dass der Winter all unsere Weinbergschnecken dahingerafft hatte. Bei
dem Freund hatte der Winter zwar auch einige Opfer unter den Schnecken
gefordert, aber er hat nach wie vor so viele, dass er nicht zögerte und uns drei wunderschöne Exemplare mitgab, die wir heute Abend im
Vorgarten ausgesetzt haben.
Damit sie lange leben und im Winter ihre Häuser mit dicken Kalkdeckeln
verschließen können, werden wir im Vorgarten ordentlich Kalk ausstreuen,
was auch die Pflanzen freuen wird.
Übrigens: Nach der Bundesartenschutzverordnung hat die Weinbergschnecke hierzulande den Status "besonders geschützt".