Dienstag, 26. Februar 2013

Den Bock zum Gärtner gemacht

Riskant für Rosen: Ein Schaf im Blumentopf.
Ein Schaf zwischen den Rosen, das ist ganz schön gefährlich – weniger fürs Schaf, dem die Stacheln der Rosen dank seines dicken Wollkleids nichts anhaben können, als vielmehr für die Rosen, die garantiert innerhalb von Minuten ratzekahl gefressen sind. Nicht umsonst heißt es, man solle den Bock nicht zum Gärtner machen, und dabei ist es ganz egal, ob es sich um einen Schaf- oder einen Ziegenbock handelt. Meine Eltern haben die altbekannte Redensart dennoch ignoriert und Marion und mir heute einen Topf mit Rosen geschenkt, in dem ein Schaf sitzt. Bisher hat das Schaf dankenswerterweise seinen Appetit gezügelt und sich noch nicht über die zarten Blütenknospen hergemacht.

Dieses Schaf trägt ein Wollkleid aus
echter Schafwolle.
Wenn man Tiere hat, kommen garantiert bald weitere hinzu. Dafür sorgen die lieben Gäste mit kleinen Mitbringseln. Und so wird man als Tierhalterin über kurz oder lang zur Sammlerin. Auffällig ist, dass sich bei uns die Hühner, Schafe und Schweine stärker vermehren als die Hunde, Katzen und die Pferde. Dabei scheinen gerade die quirligen, gewitzten Jack-Russell-Terrier die Nippes-Produzenten regelrecht anzuspornen. Aber jetzt haben, weil bald Ostern ist, erst einmal die Hühner Vorrang. Sie gibt es als bunt bemalte hölzerne Silhouetten, die man auf den Tisch oder aufs Fensterbrett stellt, und als filigrane Anhänger für den Osterstrauch, der vorzugsweise aus quietschgelben Forsythien besteht.
Zur Vermehrung der Schafe habe ich neulich übrigens selbst beigetragen: In einem Wohnambiente-Laden in Hamburg entdeckte ich ein kleines Schaf, um dessen hölzernen Körper echte Schafwolle drapiert ist. Ich konnte an diesem Deko-Objekt natürlich nicht vorbeigehen und kaufte es. Mit dem Schaf im Rosentopf hat es heute nette Gesellschaft bekommen.
Der Kühlschrank wird von zwei rosigen Mini-Schweinen be-
wacht.
Auch das kleine rosafarbene Schweinchen, dass uns eine Freundin geschenkt hatte, als die ersten Mini-Schweine (die allerdings schwarz sind) bei uns in den Stall eingezogen sind, ist nach vielen Jahren endlich nicht mehr allein. Von meiner Freundin Miriam bekam ich ein zweites Schweinchen geschenkt. Seitdem fletzen sich die beiden lustigen rosigen Plüschtiere bei uns in der kleinen Küche oben auf dem Kühlschrank  – und werden sich dort hoffentlich als Glücksschweine betätigen.
Die Tiere, von denen wir am meisten Exemplare in plüschiger Ausführung haben, sind übrigens Mäuse. Die sind aber alle selbst gekauft. Wir lieben nämlich Mäuse, obwohl uns die lebenden Vertreter dieser Tiert zuweilen, besonders jetzt im Winter, gehörig auf die Nerven gehen. In einem alten Fachwerkhaus finden die kleinen Nager immer eine Ritze im Gebälk, durch die sie ins Warme schlüpfen können. Doch wir fangen sie in Lebendfallen, befördern sie wieder nach draußen und nehmen stattdessen lieber mit deren plüschigen Verwandten Vorlieb.

Montag, 25. Februar 2013

Von wegen bio

Im Gegensatz zu vielen Bio-Eiern sind die Eier unserer kleinen
Hühnerschar wirklich bio, obwohl sie gar nicht als Bio-Eier
ausgezeichnet sind.
Kaum haben die Verbraucher die Nachricht halbwegs verdaut, dass sie, ohne es zu ahnen, womöglich jahrelang Produkte mit Pferdefleisch gegessen haben, da kommt schon die nächste Hiobsbotschaft. Millionen von Bio-Eiern waren gar nicht bio. "Der Skandal um falsch deklarierte Bio-Eier könnte sich zu einem der größten Betrugsfälle in der deutschen Agrarwirtschaft entwickeln", meldete heute SpiegelOnline. Vielleicht wäre das auch ganz gut so, damit endlich ein Umdenken einsetzt und die industrielle Landwirtschaft im Allgemeinen und die Massentierhaltung im Besonderen mal grundsätzlich in Frage gestellt wird. Aber die Leidtragenden dieses Skandals werden zunächst einmal die ehrlichen Biobauern sein, für die nicht Profitgier die Triebfeder ihres Handelns ist. Die Verbaucher werden sich nämlich sagen: Warum soll ich teure Bio-Eier kaufen, wenn die wahrscheinlich sowieso aus einer konventionellen Legebatterie kommen? Wahrscheinlich werden sie künftig wieder zu den Billig-Eiern greifen, und die Bio-Bauern, denen die Tiere nicht gleichgültig sind, werden die Eier nicht mehr los und müssen womöglich ihre Betriebe schließen oder zumindest umstrukturieren.
Bio-Eier sind zwar auch nicht das Gelbe vom Ei, weil auch sie überwiegend aus Massentierhaltung stammen, aber sie sind immerhin schon bisschen besser als die Eier aus konventioneller Haltung. Streng genommen dürfte man aber gar keine Eier im Supermarkt kaufen. Wer nicht ganz auf Eier verzichtet, sollte die Eier lieber direkt beim Bauern kaufen, der eine kleine Hühnerschar auf der Wiese hinter dem Hof hat. Auf dem Land ist das nicht so schwierig – in vielen Dörfern hängen Schilder mit Aufschrift "Frische Eier zu verkaufen" am Hoftor. Bevor man die Eier kauft, kann man sich vom Bauern zeigen lassen, wo und wie er seine Hühner hält. In der Stadt allerdings ist das kaum möglich, es sei denn, man macht am Wochenende einen Ausflug aufs Land und kauft bei dieser Gelegenheit gleich Eier und Gemüse in einem Hofladen. Bequemer ist der Eierkauf auf dem Wochenmarkt. Doch dort ist gesundes Misstrauen angebracht. Hinter so manchen als Kleinbauern getarnten Marktbeschickern verbergen sich nämlich Händler, die ihre landwirtschaftlichen Produkte ausschließlich vom Großmarkt beziehen. Aber man kann ja höflich fragen, wo sich der Hof befindet und ob man sich den vielleicht mal am Wochenende anschauen darf.

Unsere vier Hühner legen im Durch-
schnitt jeden Tag zusammen zwei Eier.
Somit haben wir immer genügend Eier
fürs Sonntagsfrühstück und zum
Kuchenbacken.
Schwierig wird es allerdings, wenn man, wie ich, Vegetarierin ist. Denn auch die nettesten Bauern machen kurzen Prozess, wenn die Legeleistung eines Huhns nachlässt. Hühner, die keine Eier mehr legen, gelten als unnütze Fresser und werden geschlachtet. Da wir das nicht möchten, haben wir unsere eigenen Hühner. Sie leben so lange, bis sie eines natürlichen Todes sterben oder – wie vor ein paar Monaten geschehen – vom Marder gekillt werden (was hoffentlich nicht mehr vorkommt, nachdem ich den Stall zusätzlich gesichert habe). Da unsere Hühner nur mit Getreide sowie frischem Obst und Gemüse gefüttert werden und nicht, wie in der Massentierhaltung üblich, mit Fertigfuttermischungen, die gentechnisch veränderte Rohstoffe enthalten, können wir die Eier auch mit Genuss essen. Eier sind nämlich nicht nur lecker, sondern auch ein hochwertiges, durchaus gesundes Lebensmittel. Dass Eier gesundheitsschädliche Cholesterinbomben sind, hat sich ja zum Glück längst als Märchen herausgestellt.

Sonntag, 24. Februar 2013

Draußen und drinnen

Kaffee und Kuchen mit Blick auf das Flammenspiel im
Kaminofen.
Neulich sah ich im NDR-Fernsehen eine Reportage über die Isle of Skye. Es ist lange her, dass ich dort gewesen bin. Damals war die Isle of Skye noch eine richtige Insel. Die Brücke, die sie mit dem Festland verbindet, gab es damals noch nicht.
In dem Fernsehfilm kam eine junge Frau vor, die ihr Hochschulstudium geschmissen und als Decksfrau auf einem Fischkutter angeheuert hat, weil sie lieber draußen statt drinnen arbeiten wollte. Na klar, sagte sie, es sei schon hart, jeden Tag bei Wind und Wetter auf dem Boot zu sein und mit der Nässe und der Kälte klar kommen zu müssen, aber nach so einem Tag auf See gebe es nichts Schöneres als nach Hause zu kommen und am warmem Ofen eine Tasse Tee zu trinken. Genau das meine ich auch. Wenn man den ganzen Tag nur drinnen sitzt, weiß man solche angenehmen Dinge wie einen wohlige Wärme abstrahlenden Ofen und einen heißen Tee gar nicht so richtig zu schätzen. Das ist so ähnlich wie mit dem Wechsel der Jahreszeiten: Hätten wir keinen Winter, würden wir uns wahrscheinlich gar nicht so richtig auf den Frühling freuen.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf hüllten wir uns heute in unsere wärmsten Wintermäntel und machten uns zusammen mit Fyffes und Foxy auf den Weg hinaus ins Schneegestöber. Zuvor hatten wir noch zwei Holzspänebriketts in den Ofen gelegt und die Luftzufuhr etwas gedrosselt, damit wir es schön gemütlich haben, wenn wir nach knapp zwei Stunden zurück aus der Kälte kommen.
Da die Temperatur nur knapp unter dem Gefrierpunkt lag, war der Schnee ziemlich nass, und die feuchte Kälte besonders unangenehm. Umso mehr freuten wir uns auf den Apfelkuchen, den ich morgens schnell gebacken hatte, und heißen Café Crema aus der Senseo-Maschine. Ich verwandelte noch schnell einen Becher Sahne in Schlagsahne, und dann konnte der genussvolle Teil des Nachmittags beginnen – Kaffee und Kuchen mit Blick auf das im Ofen lodernde Feuer. Und da wir fast zehn Kilometer zurückgelegt hatten, konnten wir uns den Kuchen mit Schlagsahne einverleiben, ohne dabei wegen der Kalorien ein allzu schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Mittwoch, 20. Februar 2013

Schneeglöckchen

Noch ein wenig zaghaft reckten die Schneeglöck-
chen bei uns im Innenhof ihre Köpfe aus dem
grünen Blättermantel.
NGut getarnt durch eine dünne Schneedecke – auch heute hat es wieder ein wenig geschneit - haben bei uns im Innenhof die ersten Schneeglöckchen ihre Blüten entfaltet. Zaghaft schoben die Blumen ihre weißen Köpfchen aus dem grünen Blättermantel, fast schien es so, als wollten sie erst einmal überprüfen, ob denn schon der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Immer wenn ich die ersten Schneeglöckchen entdeckte, muss ich an das Märchen denken, das der dänische Dichter Hans Christian Andersen (1805 - 1875) den ersten Frühlingsboten gewidmet hat:


Das Schneeglöckchen

Es ist Winterszeit, die Luft kalt, der Wind scharf, aber zu Hause ist es warm und gut; zu Hause lag die Blume, sie lag in ihrer Zwiebel unter Erde und Schnee.
Eines Tages fiel Regen. Die Tropfen drangen durch die Schneedecke in die Erde hinab, rührten die Blumenzwiebel an und meldeten von der Lichtwelt über ihnen. Bald drang auch der Sonnenstrahl fein und bohrend durch den Schnee, bis zur Zwiebel hinab und stach sie.
„Herein!" sagte die Blume.
„Das kann ich nicht", sagte der Sonnenstrahl, „ich bin nicht stark genug, um aufzumachen; ich bekomme erst im Sommer Kraft."
„Wann ist es Sommer?" fragte die Blume, und das wiederholte sie, so oft ein neuer Sonnenstrahl hinabdrang. Aber es war noch weit bis zur Sommerzeit. Noch lag der Schnee, und das Wasser gefror zu Eis - jede einzige Nacht.
„Wie lange das doch dauert! Wie lange!" sagte die Blume. „Ich fühle ein Kribbeln und Krabbeln, ich muss mich recken; ich muss mich strecken. Ich muss aufschließen, ich muss hinaus, dem Sommer einen 'Guten Morgen' zunicken; das wird eine glückselige Zeit!"
Und die Blume reckte sich und streckte sich drinnen gegen die dünne Schale, die das Wasser von außen her weich gemacht, die der Schnee und die Erde gewärmt und in die der Sonnenstrahl hineingestochen hatte.
Sie schoss unter dem Schnee empor mit einer weißgrünen Knospe auf dem grünen Stängel, mit schmalen, dicken Blättern, die sie gleichsam beschützen wollten. Der Schnee war kalt, aber vom Lichte durchstrahlt, dazu so leicht zu durchbrechen, und hier traf sie auch der Sonnenstrahl mit stärkerer Macht als zuvor.
„Willkommen! Willkommen!" sang und klang jeder Strahl, und die Blume erhob sich über den Schnee in die Welt des Lichtes hinaus. Die Sonnenstrahlen streichelten und küssten sie, bis sie sich ganz öffnete, weiß wie Schnee und mit grünen Streifen geputzt. Sie beugte ihr Haupt in Freude und Demut.
„Liebliche Blume!" sang der Sonnenstrahl. „Wie frisch und leuchtend du bist! Du bist die erste, du bist die einzige, du bist unsere Liebe! Du läutest den Sommer ein, den schönen Sommer über Land und Stadt! Aller Schnee soll schmelzen, der kalte Wind wird fortgejagt! Wir werden gebieten. Alles wird grünen! Und dann bekommst du Gesellschaft, Flieder und Goldregen und zuletzt die Rosen; aber du bist die erste, so fein und leuchtend!"
Das war eine große Freude. Es war, als sänge und klänge die Luft, als drängen die Strahlen des Lichts in ihre Blätter und Stängel. Da stand sie, fein und leicht zerbrechlich und doch so kräftig in ihrer jungen Schönheit. Sie stand in weißem Gewande mit grünen Bändern und pries den Sommer. Aber es war noch lang bis zur Sommerzeit, Wolken verbargen die Sonne, scharfe Winde bliesen über sie hin.
„Du bist ein bisschen zu zeitig gekommen", sagten Wind und Wetter. „Wir haben noch die Macht. Die bekommst du zu fühlen und musst dich dreinfinden. Du hättest zu Hause bleiben und nicht ausgehen sollen, um Staat zu machen; dazu ist es noch nicht die Zeit.
Es war schneidend kalt. Die Tage, die nun kamen, brachten nicht einen einzigen Sonnenstrahl; es war ein Wetter, um in Stücke zu frieren, besonders für eine so zarte, kleine Blume.
Aber sie trug mehr Stärke in sich, als sie selber wusste. Freude und Glauben an den Sommer machten sie stark, er musste ja kommen; er war ihr von ihrer tiefen Sehnsucht verkündet und von dem warmen Sonnenlichte bestätigt worden. So stand sie voller Hoffnung in ihrer weißen Pracht, in dem weißen Schnee und beugte ihr Haupt, wenn die Schneeflocken herabfielen, während die eisigen Winde über sie dahinfuhren.
„Du brichst entzwei!" sagten sie.Verwelke, Erfriere! Was willst du hier draußen! Weshalb ließest du dich verlocken! Die Sonnenstrahlen haben dich genarrt! Nun sollst du es gut haben, du Sommernarr!"
„Sommernarr!" schallte es durch den kalten Morgen, denn „Sommernarr" heißt im Dänischen das Schneeglöckchen. „Sommernarr" jubelten ein paar Kinder, die in den Garten hinabkamen. „Da steht einer, so lieblich, so schön, der erste, der einzige!"
Und die Worte taten der Blume so wohl, es waren Worte wie warme Sonnenstrahlen. Die Blume fühlte in ihrer Freude nicht einmal, dass sie gepflückt wurde.
Sie lag in einer Kinderhand, wurde von einem Kindermund geküsst und hinein in die warme Stube gebracht, von milden Augen angeschaut, in Wasser gestellt, so stärkend, so belebend. Die Blume glaubte, dass sie mit einem Male mitten in den Sommer hineingekommen wäre.
Die Tochter des Hauses, ein niedliches kleines Mädchen, war eben konfirmiert; sie hatte einen lieben kleinen Freund, der auch konfirmiert worden war; nun arbeitete er auf eine feste Stellung hin. „Es soll mein Sommernarr sein!" sagte sie.
Dann nahm sie die feine Blume, legte sie in ein duftendes Stück Papier, auf dem Verse geschrieben standen, Verse über die Blume, die mit „Sommernarr" anfingen und mit „Sommernarr" schlossen, das Ganze war eine zärtliche Neckerei.
Nun wurde alles in den Umschlag gelegt, die Blume lag darin, und es war dunkel um sie her, dunkel wie damals, als die noch in der Zwiebel lag. So kam die Blume auf Reisen, lag im Postsack, wurde gedrückt und gestoßen; das war nicht behaglich. Aber es nahm ein Ende.
Die Reise war vorbei, der Brief wurde geöffnet und von dem lieben Freunde gelesen. Er war so erfreut, dass er die Blume küsste, und dann wurde sie mit den Versen zusammen in einen Schubkasten gelegt, worin noch mehr solcher schönen Briefe lagen, aber alle ohne Blume; sie war die erste, die einzige, wie die Sonnenstrahlen sie genannt hatten, und darüber nachzudenken war schön.
Sie durfte auch lange darüber nachdenken, sie dachte, während der Sommer verging und der lange Winter verging, und als es wieder Sommer wurde, wurde sie wieder hervorgenommen.
Aber da war der junge Mann gar nicht froh. Er fasste das Papier hart an und warf die Verse hin, dass die Blume zu Boden fiel. Flachgepresst und trocken war sie ja, aber deshalb hätte sie doch nicht auf den Boden geworfen werden müssen; doch dort lag sie besser als im Feuer, wo die Verse und Briefe aufloderten.
Was war geschehen? - Was so oft geschieht. Die Blume hatte ihn genarrt, es war ein Scherz; die Jungfrau hatte ihn genarrt; das war kein Scherz, sie hatte sich einen anderen Freund im schönen Sommer erkoren.
Am Morgen schien die Sonne auf den flachgedrückten keinen Sommernarren herab, der aussah, als sei er auf den Boden gemalt.
Das Mädchen, das auskehrte, nahm ihn auf und legte ihn in eins der Bücher auf dem Tische, weil sie glaubte, dass er dort herausgefallen sei, als sie aufräumte und das Zimmer in Ordnung brachte. Und die Blume lag wieder zwischen Versen, gedruckten Versen und die sind viel vornehmer als die geschriebenen. Wenigstens haben sie mehr gekostet.
So vergingen Jahre. Das Buch stand auf dem Bücherbrett. Nun wurde es hervorgeholt, geöffnet und gelesen. Es war ein gutes Buch, Verse und Lieder, die es wert sind, gekannt zu werden.
Und der Mann, der das Buch las, wandte das Blatt um. „Da liegt ja eine Blume", sagte er, „ein Sommernarr! Es hat wohl seine Bedeutung, dass er gerade hierher gelegt worden ist. Ja, liege als Zeichen hier im Buche, kleiner Sommernarr!"
Und so wurde das Schneeglöckchen wieder ins Buch gelegt und fühlte sich beehrt und erfreut, dass es als Zeichen von Bedeutung im Buche liegenbleiben sollte.

Sonntag, 17. Februar 2013

Eisen statt Alu

Möhren im gusseisernen Topf auf dem Gasherd.
Habe ich hier eigentlich schon einmal ein Loblied auf unsere schwedischen Töpfe und Pfannen aus Gusseisen gesungen? Falls nicht, will ich das jetzt mal schnell nachholen. Jedesmal, wenn ich sie benutze, freue ich mich wieder über die guten Eigenschaften dieses Materials. Das ist doch ganz was anderes als diese modernen ultraleichten Alupfannen mit im Weltraum erprobter Beschichtung. Bei gusseisernen Töpfen und Pfannen sind etwas Solides, Bodenständiges, und die Wärmeleitfähigkeit ist fast so gut wie bei den kaum bezahlbaren französischen Profi-Kochtöpfen aus Kupfer. Aber im Gegensatz zu diesen und solchen aus Edelstahl laufen sie nicht an, sondern sehen auch nach intensivem Gebrauch immer noch aus wie neu.
Heute habe ich etwa zwei Esslöffel Öl in einen gusseisernen Topf gegeben. Dann kam ein Kilo in Scheiben geschnittene Möhren hinzu, und zum Schluss der Deckel drauf. Auf dem Gasherd dauerte es nur zehn Minuten, dann waren die Möhren schön zart und schmeckten richtig süß. Zum Ende der Garzeit habe ich die Flamme gelöscht, einen Becher saure Sahne und einen halben Becher Schmand eingerührt und das ganze mit Petersilie und Kräutern abgeschmeckt. Dazu habe ich wieder die leckeren kleinen, rotschaligen Gratinkartoffeln aus Frankreich serviert – ein ganz einfaches und preiswertes, aber sehr leckeres Essen!
Gusseiserne Töpfe eignen sich hervorragend zum Schmoren von Gemüse auf kleiner Flamme. Und die Pfannen – ich habe eine Grillpfanne mit Rillen und eine normale – sind so perfekt, dass ich nie wieder andere haben möchte. Wozu auch? Gusseisernes Kochgeschirr ist so robust, dass es ein Leben lang hält. Und wenn man es doch mal loswerden will, bringt man die Teile einfach zum Alteisenhändler, und bekommt auch noch etliche Euro dafür, denn Gusseisen ist richtig schwer, und das ist vielleicht der einzige Nachteil. Ein voller Topf wiegt locker zwei bis drei Kilo. Aber so wird das Hantieren in der Küche damit gleich zum Fitnesstraining. Ist doch auch nicht schlecht, oder?  Außerdem sehen die gusseisernen Töpfe so gut aus, dass man sie sogar wenn Gäste da sind, direkt auf den Esstisch stellen kann.
Übrigens: Auch im Kochforum wird von gusseisernen Töpfen und Pfannen geschwärmt.

Mittwoch, 13. Februar 2013

Köstliche kleine Knollen

Die drei Komponenten unseres schlichten, aber superleckeren
Abendessens.
Heute habe ich die Kartoffel in den Mittelpunkt unseres Abendessens gestellt, sie gewissermaßen vom Statisten zum Hauptdarsteller aufgewertet. Allerdings nicht irgendeine Kartoffel, sondern die
kleine, französische, rotschalige Gratinkartoffel. Es war ein faszinierendes Geschmackerlebnis, und wir kamen uns vor wie Goumets, die zum ersten Mal Trüffeln gekostet haben, Die Kartoffeln, die nur eine dünne, zarte Schale haben und deshalb praktischerweise nicht geschält werden müssen, schmeckten nicht nur so, wie eine gute Kartoffel schmecken soll, sondern erstaunlicherweise sogar ein bisschen süßlich. Zu den Karrtoffen servierte ich lediglich Quark, angerührt mit etwas Salz, Pfeffer, verschiedenen Kräutern, einer kleingehackten roten Zwiebel und einem Teelöffel Rapsöl, und geraspelte, mit Rapsöl, Zucker und dem Saft einer Zitrone verfeinerte Möhren. Ein ganz einfaches, schnell zubereitetes, aber ernährungsphysiologisch ausgewogenes Essen, für dass ich jede Tiefkühlpizza und jedes andere Fertiggericht stehen lassen würde.

Dienstag, 12. Februar 2013

Die Farben des Winters

Wow, war das ein schöner Sonnenuntergang heute!
Heute hatten wir einen traumhaften Sonnenuntergang. Der Himmel leuchtete in allen Farbtönen von Orange bis Purpurrot, als die Sonne hinterm Horizont versank. Der Schnee erschien derweil unwirklich blau – ein starker Farbkontrast! Ich habe die so genannte "blaue Stunde", bevor es dunkel wurde, für einen Spaziergang mit den Hunden genutzt. Es war ziemlich frostig, aber schön, und die kalte, klare Winterluft tat richtig gut.

Sonntag, 3. Februar 2013

Durch Wälder und Wiesen

Natürlicher Ersatz für die morsche Sitzbank: Der naturnahe Sitzplatz in der
Gabel einer Zwillingseiche ist sogar mit Moos ausgepolstert.
Auf unserem Sonntagsspaziergang mit den Hunden stellten wir heute fest, dass die Sitzbank an einem der Waldwege, auf der wir schon oft eine kleine Pause gemacht haben, in sich zusammengefallen ist. Tapfer hatte das Holz jahrelang dem nasskalten norddeutschen Herbst- und Winterwetter standgehalten, bevor es kapitulierte. Nur etwa 200 Meter von den Überresten der morschen Bank entfernt erblickte ich einen naturnahen Pausenplatz: Zwei am Fuß ihrer Stämme zusammengewachsene Eichen bildeten eine superbequeme Sitzgelegenheit, die obendrein auch noch mit weichem Moos ausgepolstert war. Wenn man die Augen offen hält und einen Blick für die Natur links und rechts des Wegensrands hat, macht man die tollsten Entdeckungen!
Wieder zu Hause vertilgten wir die beiden Stücke, die von meinem Apfelkuchen noch übrig geblieben waren. Heute schmeckte der Kuchen sogar noch besser als gleich nach dem Backen.

Samstag, 2. Februar 2013

Dinkel-Apfelkuchen mit Rum-Rosinen

Dieser Apfelkuchen enthält 1 kg Äpfel und ist deshalb
schön saftig.
Dass ich in der Küche kein Weißmehl mehr verwende, habe ich hier ja schon einmal erwähnt. So ist auch dieser Apfelkuchen ausschließlich mit Vollkornmehl gebacken, und zwar mit Dinkel-Vollkornmehl. Dinkel ist eine Urform des Weizens und war schon 1000 v. Chr. weit verbreitet. Er ist anspruchslos gegenüber Boden und Wetter und sehr robust. Dinkel hat ein leicht nussiges Aroma und enthält einen größeren Anteil an Klebereiweiß als Weizen, was den Vorteil hat, dass man zum Backen weniger Eier braucht. Die klebrige Konsistenz des mit Vollkorn-Dinkelmehl angerührten Teiges kann allerdings auch nerven, besonders wenn man den Teig ausrollen will und er wie Klebstoff am Nudelholz haftet. Das sollte einen allerdings nicht davon abhalten, mit Vollkorn-Dinkelmehl zu backen, denn der Geschmack entschädigt allemal für die etwas schwierigere Verarbeitung des Teiges.

Zutaten
• 450 g Dinkel-Vollkornmehl (gibt es mittlerweile sogar bei manchen Discountern)
• 250 g  Zucker
• 1 Tütchen Backpulver
• 1 Tütchen Vanillezucker
• 250 g Butter
• 2 Eier
• 100 g Rosinen
• 1 Schnapsglas Rum (der Alkohol verflüchtigt sich beim Backen, das Aroma bleibt)

Zubereitung
Die Rosinen in einer kleinen Schale mit einem Schnapsglas Rum übergießen und durchweichen lassen.  Die Butter schmelzen und zusammen mit allen weiteren Zutaten außer den Äpfeln zu einem Teig verrühren. Zum Schluss die Rum-Rosinen unterrühren. Die Teigkugel in zwei etwa gleich große Teile teilen. Die eine Hälfte in eine Springform (ich nehme lieber eine Silikon-Backform) geben Die Äpfel schälen, entkernen, klein schneiden und auf den Teig geben. Die Äpfel mit dem restlichen Teig bedecken. Den Kuchen bei etwa 160 Grad knapp eine Stunde backen. Nach dem Abkühlen mit gesiebten Puderzucker bestreuen.