Sonntag, 7. Oktober 2012

Baum im Betonring

Durch den Betonring eines alten Waschkessels hindurch ist
ein stattlicher Baum gewachsen.
Um unsere 14 Kilometer lange Lieblingstour durch Wald und Wiesen etwas abzukürzen, sind wir heute auf einem alten, mit Bäumen bestandenen Damm zwischen zwei Moorwiesen entlang gegangen, der offenbar seit langem nicht mehr benutzt wird und schon ziemlich zugewachsen war. Und was entdecken wir da am Wegesrand? Einen Betonring von einem alten Waschkessel, den dort jemand vor langer Zeit entsorgt haben muss. Denn in dem Ring ist ein stattlicher Baum gewachsen. Der Stamm hat immerhin bereits einen Durchmesser von 25 bis 30 Zentimetern. Zwar handelt es sich um eine schnell wachsende Weide, aber einige Jahrzehnte hat der Baum zum Wachsen bestimmt gebraucht.
Fasziniert betrachteten wir diese Symbiose aus Natur und Beton. Zunächst vermuteten wir, dass der Betonring mal in zwei Teile zersprungen war und jemand die beiden Teile um den Stamm drapiert hat, aber nein, der Ring ist völlig unversehrt. Es gibt also keinen Zweifel daran, dass der Ring zuerst da war und der Baum erst danach gewachsen ist.
Aus diesem alten Melkstand heraus wächst ein Holunder.
Rund einen Kilometer weiter entdeckten wir ein weiteres Beispiel dafür, wie die Natur von Menschen Geschaffenes überwuchert: Aus einem halb verfallenen überdachten Melkstand auf einer Weide wächst ein Holunder.
Ein noch schöneres Beispiel habe ich vor vielen Jahren einmal auf Island fotografiert: In einem verlassenen Bauernhaus, in dem noch allerlei Möbel herumstanden, wuchs im Schlafzimmer aus der Matratze eines Metallbettes eine Birke durch das marode Blechdach hindurch.
Für mich haben solche Bilder etwas sehr Symbolhaftes und zugleich etwas Tröstliches, zeigen sie doch, dass die Natur sich irgendwann das wiederholt, was der Mensch ihr einst genommen hat.

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