Ein typisches Zwanziger-Jahre-Kleid. |
Am deutlichsten zeigte sich die Emanzipation der Frau in der Mode jener Zeit, die durch eine Abkehr vom femininen Ideal der Vorkriegszeit geprägt ist. Die Röcke und Kleider wurden kürzer, die Haare auch, und das Korsett verschwand endgültig in den Tiefen des Kleiderschranks. Elastische Unterwäsche drückte die Brust flach, die Taille blieb unbetont, gerade geschnittene Kleider hingen lose am Körper. Die neue Frau war schlank und mobil, gab sich selbstbewusst und jugendlich und ein bisschen burschikos.
Ein paar Jahre nach Kriegsende geht es in Deutschland mit der Wirtschaft wieder aufwärts, die Zeit der Goldenen Zwanziger bricht an und mit ihr die Ära der Coco Chanel. Durch sie kommen das "Kleine Schwarze", das kurze Gesellschaftskleid und der Damenpyjama in Mode. Außerdem mach Coco Chanel den "unechten" Modeschmuck gesellschaftsfähig.
Die Autorin in der Ausstellung im Bomann-Museum |
Ich hatte mich sehr auf die Ausstellung gefreut, war dann aber doch etwas enttäuscht. Die Exponate wurden offenbar ohne museumspädagogischen Anspruch zur Schau gestellt. Man wurde förmlich erschlagen von der kaum überschaubaren Fülle. Weniger wäre mehr gewesen. Ich hätte mir lieber Klasse statt Masse gewünscht. Und ein wenig mehr Kreativität bei der Gestaltung der Ausstellung. Alte Film- und Tondokumente und etwas mehr Dekoration hätten die doch so etwas schlicht und lieblos wirkende Ausstellung lebendiger und ansprechender gemacht. So blieb es bei der Vermittlung von Wissen, aber das sinnliche Erlebnis blieb aus. Schade, denn das Thema ist hoch interessant, liegen doch die Wurzeln der modernen, emanzipierten Frau in den Goldenen Zwanzigern. Zur Ehrenrettung des Museums, das immerhin eines der bedeutensten in Niedersachsen ist, muss allerdings erwähnt werden, dass zu der Ausstellung ein umfangreiches Begleitprogramm geboten wird. Die Besucher können zum Beispiel lernen, Charleston zu tanzen oder sich im Stil der Zwanziger Jahre zu schminken.
Die Ausstellung läuft bis zum 4. März.
Zwar hat es nach dem 1.Weltkrieg einige Verbesserungen für die gesellschaftliche Situation der Frau gegeben, in der Zeit des Nationalsozialismus aber ging wieder alles verloren, und im 2. Weltkrieg durften sie wieder "ihren Mann" stehen. Auch nach 1945 wurde es dann nicht wirklich besser. Die Männer, die in der Hauptsache die Katastrophe der Nazizeit zu verantworten hatten, setzten sich wieder gegen die Frauen durch und übernahmen das Ruder. Erst nach und nach errangen die Frauen mehr Rechte, und sie sind auf einem guten Wege, ihre Stellung so zu festigen und auszubauen, dass das sich Rad der Geschichte hoffentlich nicht mehr zurückdrehen lässt. Eine Feminisierung der Gesellschaft kann uns allen nur guttun. Liebe Grüße Felicitas
AntwortenLöschenVielen Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen, denen ich uneingeschränkt zustimmen kann.
LöschenLiebe Grüße
Inka