Montag, 30. November 2015

Zeit der Verwandlung

Aus einem Baumstumpf wächst ein 
neuer Baum.
Der letzte Tag im November, aber gerade der ist so "novemberig", wie man es sich nur denken kann: mit Sturm, Regen und Hagel in der Nacht, mit grauem Himmel, starkem Wind und neuerlichen Schauern am Tag. Trostlos sieht es draußen aus, auch wenn hier und da noch eine zerzauste Rosenblüte am Strauch ausgeharrt hat.
Um sich aufzumuntern, sind jetzt ein schönes Kaminofenfeuer, ein gutes Buch, eine Tasse Tee und viele Kerzen ein gutes Rezept. Oder einfach allen Mut zusammennehmen, die dicke Regenjacke anziehen und hinausgehen. Dieser Monat, in dem alles so tot und leblos wirkt, ist doch nur eine Pause, ein Schlaf. Überall sind die Zeichen des Lebens auszumachen, nicht nur, weil vorwitzige Krokusse wegen der vorangegangenen warmen Wochen hier und da aus der Erde schauen.
Wie in einem Blumentopf.
Im Wald zeigt das Geißblatt grüne Knospen, neues Grün lugt zwischen braunem Eichenlaub hervor. Und dann entdecke ich direkt am Wegesrand ein Sinnbild, wie dicht Leben und Tod zusammenliegen, sich gegenseitig gar bedingen: Aus einem morschen Baumstumpf wächst wie aus einem Blumentopf ein kleines Bäumchen hervor. Ein sogenannter Faulbaum (Rhamnus frangula), dessen unscheinbare weiße Blüten im Mai und Juni und manchmal auch noch danach eine wunderbare Nektarquelle für (Wild-)Bienen sind und dessen schwarze Beeren gern von Vögeln gefressen werden. Der kleine Baum findet in dem Baumstumpf wohl alles, was er zum Wachsen braucht – genügend Feuchtigkeit und nahrhafte Humuserde. In der Natur kommt nichts um, denke ich so bei mir, es nimmt nur eine neue Gestalt an.

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