Montag, 25. Februar 2013

Von wegen bio

Im Gegensatz zu vielen Bio-Eiern sind die Eier unserer kleinen
Hühnerschar wirklich bio, obwohl sie gar nicht als Bio-Eier
ausgezeichnet sind.
Kaum haben die Verbraucher die Nachricht halbwegs verdaut, dass sie, ohne es zu ahnen, womöglich jahrelang Produkte mit Pferdefleisch gegessen haben, da kommt schon die nächste Hiobsbotschaft. Millionen von Bio-Eiern waren gar nicht bio. "Der Skandal um falsch deklarierte Bio-Eier könnte sich zu einem der größten Betrugsfälle in der deutschen Agrarwirtschaft entwickeln", meldete heute SpiegelOnline. Vielleicht wäre das auch ganz gut so, damit endlich ein Umdenken einsetzt und die industrielle Landwirtschaft im Allgemeinen und die Massentierhaltung im Besonderen mal grundsätzlich in Frage gestellt wird. Aber die Leidtragenden dieses Skandals werden zunächst einmal die ehrlichen Biobauern sein, für die nicht Profitgier die Triebfeder ihres Handelns ist. Die Verbaucher werden sich nämlich sagen: Warum soll ich teure Bio-Eier kaufen, wenn die wahrscheinlich sowieso aus einer konventionellen Legebatterie kommen? Wahrscheinlich werden sie künftig wieder zu den Billig-Eiern greifen, und die Bio-Bauern, denen die Tiere nicht gleichgültig sind, werden die Eier nicht mehr los und müssen womöglich ihre Betriebe schließen oder zumindest umstrukturieren.
Bio-Eier sind zwar auch nicht das Gelbe vom Ei, weil auch sie überwiegend aus Massentierhaltung stammen, aber sie sind immerhin schon bisschen besser als die Eier aus konventioneller Haltung. Streng genommen dürfte man aber gar keine Eier im Supermarkt kaufen. Wer nicht ganz auf Eier verzichtet, sollte die Eier lieber direkt beim Bauern kaufen, der eine kleine Hühnerschar auf der Wiese hinter dem Hof hat. Auf dem Land ist das nicht so schwierig – in vielen Dörfern hängen Schilder mit Aufschrift "Frische Eier zu verkaufen" am Hoftor. Bevor man die Eier kauft, kann man sich vom Bauern zeigen lassen, wo und wie er seine Hühner hält. In der Stadt allerdings ist das kaum möglich, es sei denn, man macht am Wochenende einen Ausflug aufs Land und kauft bei dieser Gelegenheit gleich Eier und Gemüse in einem Hofladen. Bequemer ist der Eierkauf auf dem Wochenmarkt. Doch dort ist gesundes Misstrauen angebracht. Hinter so manchen als Kleinbauern getarnten Marktbeschickern verbergen sich nämlich Händler, die ihre landwirtschaftlichen Produkte ausschließlich vom Großmarkt beziehen. Aber man kann ja höflich fragen, wo sich der Hof befindet und ob man sich den vielleicht mal am Wochenende anschauen darf.

Unsere vier Hühner legen im Durch-
schnitt jeden Tag zusammen zwei Eier.
Somit haben wir immer genügend Eier
fürs Sonntagsfrühstück und zum
Kuchenbacken.
Schwierig wird es allerdings, wenn man, wie ich, Vegetarierin ist. Denn auch die nettesten Bauern machen kurzen Prozess, wenn die Legeleistung eines Huhns nachlässt. Hühner, die keine Eier mehr legen, gelten als unnütze Fresser und werden geschlachtet. Da wir das nicht möchten, haben wir unsere eigenen Hühner. Sie leben so lange, bis sie eines natürlichen Todes sterben oder – wie vor ein paar Monaten geschehen – vom Marder gekillt werden (was hoffentlich nicht mehr vorkommt, nachdem ich den Stall zusätzlich gesichert habe). Da unsere Hühner nur mit Getreide sowie frischem Obst und Gemüse gefüttert werden und nicht, wie in der Massentierhaltung üblich, mit Fertigfuttermischungen, die gentechnisch veränderte Rohstoffe enthalten, können wir die Eier auch mit Genuss essen. Eier sind nämlich nicht nur lecker, sondern auch ein hochwertiges, durchaus gesundes Lebensmittel. Dass Eier gesundheitsschädliche Cholesterinbomben sind, hat sich ja zum Glück längst als Märchen herausgestellt.

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