Sonntag, 20. November 2016

Bitterer Nachgeschmack

Wie schön anzusehen: Ein paar Blätter haben sich in ihrem Fall in der Zwillingsastgabel des großen Walnussbaums verfangen und sind dort liegengeblieben. Eine winzige Sorge – oder Arbeit – weniger, denn das meiste Laub hat es bis auf den Boden geschafft oder verstopft doch nun wenigstens die Dachrinnen.
Im späten Herbst, wenn die vorwitzigen Eichhörnchen, deren Ankunft wir immer sehnlichst erwarten, längst die Ernte abgeschlossen haben, bleibt für uns der "Rest" übrig. Der Rest besteht aus gefühlten mehreren Tonnen fein säuberlich miteinander verklebter, nasser und glitschiger Walnussbaumblätter, die einen bitterwürzigen und Sinne umnebelnden Duft verbreiten. Es ist jedes Jahr aufs Neue eine Strafarbeit, Steinplatten, Wege und die Erde rundherum um alle sonstigen grünen Bewohner unseres Innenhofs von dieser erstickenden Decke zu befreien.

Der Nussbaum in unserem Innenhof ist schön, aber das braune, übel riechende Laub zu beseitigen, ist alle Jahre wieder eine Strafarbeit.
Wir sind die Letzten, die jedem heruntergefallenen Blatt mit einem Laubsauger hinterherjagen, doch wo Walnussblätter liegen, wächst kein Gras mehr und auch sonst nichts. Es scheint, als wolle der raumgreifende Baum sichergehen, dass kein anderes Gewächs in seinem nächsten Umkreis Fuß fasst und sei es nur etwas so Zartes wie ein kleines Veilchen.
Also bleibt nur, sich an die Eichhörnchen zu erinnern, wie sie von Ast zu Ast springen, Nüsse ernten und oft genug hoch oben im Baum gleich genüsslich zu verspeisen. Dieses Bild tröstet und erinnert uns daran, warum wir unsere Walnuss trotz allem doch so gern mögen, während wir etwas angewidert den Laubsack füllen, wieder und wieder, bis wir so nach und nach den Innenhof freigelegt haben.
Ohne schützende Laubdecke muss trotzdem kein Strauch und kein Pflänzchen überwintern, dafür sorgt die große Eiche, die ihr Laub fein verteilt über Wochen und Monate herabrieseln lässt und erst im nächsten Frühjahr komplett kahl sein wird. Aber ihrem Blätterregen schauen wir gänzlich gelassen entgegen ...

2 Kommentare:

  1. Also ich empfinde das laubharten nicht unbedingt als Strafarbeit, allerdings als eine Arbeit die Geduld verlangt. Auch wenn man nicht jede Ecke freiharkt, hat man das Gefühl nie so richtig fertig zu werden, und entweder ist das Laub nass und schwer oder es ist trocken und leicht und weht schnell auseinander. Man kann aber beim Harken seine Gedanken fliegen lassen und wird nach einem Jahr mit bester Komposterde belohnt.
    Völlig unmöglich finde ich die Laubsauger, die immer häufiger zum Einsatz kommen. Sie zerstören alles Kleinstleben und sind, gelinde gesagt, zudem noch eine akustische Belastung ersten Ranges.
    Ich mag es, wenn im Winter Blätterreste vom Wind immer wieder zusammengetragen werden und Vögel darin herumkratzen können.
    Ich wünsche euch noch gemütliche Herbsttage mit nicht all zu viel Sturm.
    Liebe Grüße
    Felicitas

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    1. Liebe Felicitas,
      Ich habe auch nichts gegen das Laubharken im Allgemeinen und empfinde es auch nicht als Strafarbeit. Der Beitrag bezieht sich ausschließlich auf das Laub des Nussbaums, das nicht nur klebt wie Kleister, sondern aufgrund der Inhaltsstoffe, wie beschrieben, einen Geruch verströmt, sodass mir beim Zusammenharken beinahe übel wird. Nussbaumlaub ist etwas sehr Spezielles.
      Liebe Grüße
      Inka

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