Montag, 12. August 2013

Einwanderer aus Indien

Die ersten Früchte der Indischen Kermesbeere werden schon schwarz wie Brombeeren.
Es war vor einigen Jahren im Spätsommer, da wunderten wir uns, als wir bei uns im Vorgarten unseres Gästehauses eine merkwürdige Pflanze entdeckte. Mit ihren schwarzen Früchten (die man fast mit Brombeeren verwechseln könnte, würden sie nicht an einer maiskolbenartig geformten Blütenkerze sitzen) sah sie schon sehr exotisch aus. So eine Pflanze hatten wir nie zuvor gesehen. Wie war sie in unseren Garten gekommen? Wahrscheinlich mit einem Vogel. Vor allem Amseln mögen die schwarzen Beeren.
Wir wollten mehr über diese Pflanze wissen und googelten. Irgendwann haben wir dann tatsächlich den Namen herausgefunden: Es handelt sich um die Indische Kermesbeere (Phytolacca acinosa). Sie kommt ursprünglich aber nicht nur in Indien vor, sondern ist auch in China, Japan, Nord- und Südkorea, Bhutan, Myanmar und Vietnam verbreitet. Ihre Blätter werden, solange sie noch jung sind, als Gemüse, ihr Samen als Schneckenmittel verwendet. In der traditionellen chinesischen Medizin wird die Indische Kermesbeere zur Behandlung von Tumoren, Ödemen und bei bronchialen Beschwerden eingesetzt, in Tibet bei schmerzenden Verletzungen. Im Gegensatz zur Amerikanischen Kermesbeere (Phytolacca americana) enthält die indische Variante nur geringe Mengen der giftigen Triterpensaponine.
35 Arten dieser Pflanze gibt es auf der Erde. Der botanische Name Phytolacca ist zusammengesetzt aus dem griechischen Woprt phyton (Pflanze) und dem lateinischen Wort lacca (Lack) und bezieht sich auf das Aussehen der Beeren. Der deutsche Name stammt vom persischen Wort kermes für rot.
Irgendwann ist die Kermesbeere aus unserem Garten verschwunden. Unsere Haus- und Tiersitterin hatte sie, als wir im Urlaub in Schweden waren, mit Unkraut verwechselt, und ausgerissen. Im vergangenen Sommer tauchte die Kermesbeere dann plötzlich wieder auf, und zwar direkt neben dem Komposthaufen, auf dem die ausgerissene Pflanze aus dem Vorgarten des Gästehauses geworfen worden war. Jetzt, im zweiten Jahr an ihrem neuen Standort, hat sie sich schon mehrere Quadratmeter erobert und prächtige Blütenkerzen ausgebildet, an denen die ersten grünen Beeren langsam schwarz werden.
Ich finde es total spannend, solche Pflanzen zu entdecken und ihre Herkunft und Geschichte zu recherchieren. Natürlich muss man es auch immer ein wenig kritisch sehen, wenn sich Exoten von anderen Kontinenten hier bei uns einen neuem Lebensraum erobern und dabei möglicherweise heimische Pflanzen verdrängen. Aber trotzdem freue ich mich, dass unser indischer Einwanderer überlebt hat und nun am Kompost prächtig gedeiht.

So, und jetzt gehe ich 'raus – Sternschnuppen gucken. Schon gestern Abend haben wir viele gesehen. Heute soll es ja geradezu Sternschnuppen regnen. Hoffentlich verziehen sich die Wolken und geben den Blick auf den Sternenhimmel frei.

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