Freitag, 22. November 2013

Mobilität auf dem Land

Wenn es draußen überwiegend grau ist, freut man sich umso mehr über einen Streifen Grün wie hier bei Betzhorn.



Das Landleben ist schön. Es hat gegenüber dem Stadtleben viele Vorteile, aber auch einige Nachteile. Dazu gehören vor allem die schlechten oder schlimmstenfalls sogar fehlenden Bus- und Bahnverbindungen. Wenn man, wie ich, aus Umwelt- und Klimaschutzgründen versucht, so viele Wege wie möglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen, geht jeder Fahrt eine zeitaufwändige Planung auf der Grundlage einer intensiven Internet-Recherche voraus.
Busse dienen hier offenbar nahezu ausschließlich der Schülerbeförderung. Entschließt man sich als erwachsener Mensch auf dem Land zum Busfahren, ist man sowieso ein Exot. Vormittags muss man mit einem Stehplatz vorlieb nehmen, weil sämtliche Busse mit Schülern überfüllt sind. Nachmittags hat man dafür den Bus fast für sich allein, sofern um diese Zeit überhaupt noch einer fährt. Abends und am Wochenende sollte man am besten gar nicht erst nach einer Busverbindung suchen, man wird sowieso kaum eine finden. Etwas besser sind die Bahnverbindungen, und ohnehin fahre ich lieber mit der Bahn als mit dem Bus. Dummerweise ist der nächste Bahnhof zehn Kilometer von uns entfernt, und die Strecke führt größtenteils durch den Wald, und dort ist es um diese Jahreszeit morgens und abends stockfinster, es sei denn, wir haben Vollmond und sternenklaren Himmel.
Zehn Kilometer sind zwar keine lange Strecke, aber wenn man den ganzen Tag unterwegs war und dann müde ist, werden aus den zehn Kilometern gefühlte zwanzig, und bei Regen und Gegenwind sogar noch mehr.
Mit Schlamm bespritzt: mein Faltrad.
Heute hatte ich einen Termin in der Kreisstadt. Ich hatte den Termin so gelegt, dass ich mich mit meinem Faltrad auf dem Hinweg im Auto mitnehmen lassen konnte. Zurück wollte ich eigentlich mit dem Faltrad zum Bahnhof fahren, dann mit dem Zug ein paar Stationen bis zu dem meinem Wohnort nächstgelegenen Bahnhof und dann mit dem Faltrad die zehn Kilometer bis nach Hause. Doch auf dem Weg zum Bahnhof disponierte ich kurzerhand um. "Wenn ich sowieso zehn Kilometer mit dem Rad fahren muss, kann ich doch auch gleich 30 Kilometer fahren", sagte ich mir und verzichtete auf die Zugfahrt. Natürlich fing es unterwegs an zu regnen. Ich hatte zwar schon damit gerechnet und mich entsprechend gekleidet, aber nervig war es trotzdem, und bald war mein schönes weißes Faltrad so mit Schlamm bespritzt, dass ich es zu Hause erst einmal mit dem Hochdruckreiniger abspritzen musste.
Auf der letzten Etappe der Strecke, die leicht, aber stetig ansteigt, fragte ich erschöpft und fröstelnd: Warum tue ich mir das an? Hätte ich mich nicht lieber auf meine Vespa schwingen sollen? Dann hätte ich nur einen Bruchteil der Zeit gebraucht.
Doch als ich endlich zu Hause ankam, war ich richtig glücklich: Froh darüber, es geschafft zu haben, und auch ein wenig stolz über die bescheidende sportliche Leistung, und voller Vorfreude auf Kaffee und frische Brötchen am warmen Ofen. Allein für diesen Moment des Glücks hat sich die Eselei gelohnt.

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